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Montag, 22 Juli. 1996
Es ist frisch in der Früh, das Zelt ist nass, die Butter hart, da schmeckt der Kaffee um so besser. Doch der Schein trügt, es wird auch heute noch ganz schön heiß werden und die hitzigen Erfahrungen der Vortage, in Zusammenhang mit den gewaltigen Höhenunterschieden werden bei uns beiden ihre Nachwehen zeigen. Als der morgendliche Tau verdunstet ist, wird es gleich einmal spürbar wärmer. Da setzen wir uns schnell in Bewegung und fahren wieder in den Yosemite Park hinein.
CA Tioga Road: Tolumne Meadows, Richtung Westen
CA Big Oak Flat Road E:Yosemite Valley
Tolumne Meadows
Zuerst fahren wir über die fast 80km lange Tioga Road durch den schönen Park. Es geht mal durch schöne Täler, dann wieder über Pässe und entlang von Hängen. Die Landschaft ist eine pikante Mischung aus satten bis sumpfigen, grünen Wiesen mit dunkelblauen Seen und großen, kahlen und glazial zugerundeten Granitklötzen dazwischen, sowie oben drüber verschieden dicht gestreute Nadelbäume, die allesamt sehr alt und tiefer unten riesig sind. Mit fortschreitender Zeit sehen wir auch immer mehr Kletterer über die Felsen krabbeln. Im Gegensatz zur gestrigen Ostseite wird hier auf der Westseite des Gebirges die Vegetation, je tiefer wir kommen, immer satter, die Bäume größer (wie es sich eben gehört).
Yosemite Valley
Mehrere Straßen vereinigen sich, bis wir in die bekannteste Gegend des Parks kommen. Der Verkehr nimmt daher auch stark zu, bis wir von Westen ins Yosemite Valley einfahren. Das Tal ein Trogtal (ca. 1300 m tief) wie aus dem Bilderbuch. Auf dem völlig ebenen Talboden finden sich abwechselnd Wiesen und Lichtungen im aus riesenhaften Bäumen zusammengesetzten Wald.
Wir wollen eine Runde durchs Tal fahren und beginnen auf der noch schattigen Südseite. Zwischen den Bäumen blinken immer wieder großartige Gipfel und Wasserfälle durch. An manchen Stellen gibt es auch bessere Aussichtspunkte, wo wir kurz verweilen. Als erstes halten wir bei dem Bridalveil Fall, wo das Wasser 300 Meter senkrecht herunterstürzt. Gegenüber sehen wir dabei eher zufällig El Capitan mit seiner 1000 Meter hohen senkrechten Felswand.
Als wir tiefer ins Tal kommen nimmt die Sache aber eine unangenehme Wendung. Zwischen den Bäumen blinken jede Menge Zelte, Fahrzeuge, überall laufen Menschenmassen herum, es gibt Hotels, Geschäfter, Radwege, ein eigenes Busnetz und dann fährt vor uns auch noch so ein Gefährt, wo die Touristen oben sitzen und in alle Richtungen fotografieren können. Wir schauen uns noch von der Ferne die Yosemite Falls und den Half Dome mit seiner glatten Viertelkugelform an, dann düsen wir aber gleich auf der Nordseite zurück, nichts wie raus hier. Wir bleiben nochmals beim Valley View stehen. Hier ist wirklich ein nettes Platzerl, neben dem Merced River, in der saftigen Wiese, einer Lichtung zwischen den hohen Bäumen mit einem herrlichen Blick auf El Capitan und die Wasserfälle ringsum. Gerade hören wir noch das leise glucksen des Wassers, da taucht auch schon der nächste Bus auf und die Menschenmassen bevölkern auch dieses Fleckchen. Jetzt reichts uns aber und wir fahren raus aus dem Tal.
Glacier Point
CA: Glacier Point Road (AR): Glacier Point
Wir torkeln über eine lange und sehr kurvenreiche Straße (Glacier Point Road) hinauf auf die Berge südlich über dem Yosemite Valley. Dort oben parken wir zwischen den extrem riesigen Bäumen und wandern ein Stück bergab zum Glacier Point, einem 2199 Meter hohen Aussichtspunkt (also fast 900 m über dem Talboden). Es bietet sich ein unwirklich schöner Blick nach Osten zu den gewaltigen Vernal und Nevada Falls, im Nordosten ragt gleich gegenüber der nackte runde Felsen des Half Dome (2695 m) über die mehr oder weniger baumbewachsenen Granitflächen, im Norden sieht man die wilden, großteils überhängenden abgeschliffenen Felsabbrüche (Royal Arches), über die auch die Yosemite Falls hinunterstürzen, bis hinunter ins Tal mit den Wiesen und dem mäandrierenden Merced River.
Von oben sieht man nun das ganze Ausmaß der Bevölkerung. Vor allem im hinteren Bereich ist der ganze Talboden ein einziger Campingplatz ohne wahren Anfang und Ende. Deswegen war da unten also soviel los. In der Ferne ist das ganze eingerahmt durch die Gipfel der Hauptkette der Sierra Nevada, die wir gestern noch von der anderen Seite bewundert haben.
Nach einiger Zeit gehen wir zurück zum Auto, wo wir dann auch im Schatten der gigantischen Sequoia Bäume (in der Gegend gibt es bis zu 2700 Jahre alte!) eine Mittagsjause einlegen. Insgesamt ist es auch hier heroben wieder extrem heiß geworden und der Himmel von einer dünnen Schleierschicht bedeckt, was irgendwie den Eindruck einer Föhnstimmung erweckt. Dementsprechend fühlen wir uns auch nicht gut, André geht es speziell schlecht. Noch ein Grund, um diesen Nationalpark frühzeitig zu verlassen. Wir freuen uns einfach schon sooo sehr auf Strand und Meer! Nebenbei sind wir wahrscheinlich auch etwas von den (nach unseren einsamen Erlebnissen) nicht mehr gewohnten Menschenmassen verschreckt worden. Vielleicht liegt es auch daran, dass es sich hier um verhältnismäßig “normale Berge” handelt und wir waren ja zuvor im Grand Canyon und Death Valley, die halt doch große Unterschiede zu allem bekannten darstellen. Bei der Rückfahrt auf der Glacier Point Road sehen wir auf der Lichtung der Summit Meadow einen jungen Schwarz- oder Grizzlybären zwischen den blühenden Wollgräsern herumstreunen.
Uns geht wieder einmal das Benzin aus und da uns der Weg zurück bergauf über die Big Oak Flat Road noch einiges kostet, fahren wir sicherheitshalber noch innerhalb des Yosemite Parks zu einer Tankstelle und tanken dort (wegen dem extremen Preis) nur eine Kleinigkeit. Dann verlassen wir den Park zwischen den riesigen alten Sequoia Bäumen.
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