zurück - index - weiter
Nach Südosten zum Muncho Lake
Hwy 97 south
Am Alaska Highway führt unser Weg wieder zurück nach British Columbia. Obwohl die Straße für unsere Verhältnisse völlig gerade in die Landschaft gelegt wurde, wird großartig ausgebessert: “Kurvenentschärfung” ist dank der riesigen freien Flächen ringsum kein Problem. Es wird einfach eine große Schneise in den Wald geschnitten, und die Straßen verlegt. Der Wald ist endlos, und außer Wald und dem Highway gibt es nichts.
Dann überwiegen wieder die Spuren von Waldbränden. Am Coal River liegt beispielsweise eine etwa 50 mal 160 km große abgebrannte Fläche. Insgesamt deutet auch die Vegetation auf ziemlich trockene Verhältnisse hin: es überwiegen Bäume (in eher lockerem Bestand), dazwischen eine lockere Grasnarbe (Trockenrasen). Neben den relativ geringen Niederschlägen (Muncho Lake: 400 mm pro Jahr) spielt auch die gute Drainage durch die großen Schotterablagerungen eine Rolle.
Nach etwa 100 km erreichen wir wieder die Rocky Mountain Trench. Hier werden von Nord nach Süd die Cassiar, Omineca, und Columbia Mountains von den Rocky Mountains getrennt. Diese Bruchstruktur läuft im Norden aus, und nördlich des Liard Rivers ist sie nicht mehr zu finden. Statt dessen breitet sich hier das Liard Plateau aus. Nach der Überquerung der Rocky Mountain Trench durchfahren wir wieder die Rocky Mountains. Unterschiede zwischen den Rocky Mountains im Norden, im Süden und den Coast Mountains:
Coast Mountains
- hauptsächlich magmatische (und metamorphe) Gesteine
- älterer Bau
- mindestens zwei Gebirgsbildungsphasen
Nördliche Rocky Mountains
- hauptsächlich Flachwassersedimente (inklusive Kohlevorkommen)
- jünger
- nur eine alpidische Gebirgsbildungsphase
- im Mittel etwa um 50 km gestaucht
- dadurch niedrigere Gipfel
- weniger vergletschert (auch in der Eiszeit viel geringere Vergletscherung)
- Trockengebiet (z. B. Muncho Lake nur 400 mm/a)
Südliche Rocky Mountains
- hauptsächlich Tiefwassersedimente
- nicht ganz so jung
- nur eine alpidische Gebirgsbildungsphase
- im Mittel etwa um 200 km gestaucht
- dadurch höhere Gipfel
- stärker vergletschert
Aufgrund der Trockenheit (und nicht zu kaltem Klima) war das nördliche Yukon Territory in den Eiszeiten eisfrei. Dadurch war die Besiedlung Amerikas von Asien aus vom Norden her möglich.
Rein fahrlogistisch und aussichtsmässig geht es recht fad zu…
Wir machen einen Stop beim Whirpool Canyon (Stromschnellen des Liard Rivers, der es von der Grösse her schon langsam mit der Donau aufnehmen kann).
Bei einer grossen Baustelle werden wir wieder einmal Augenzeugen der effizienten Bauweise der Amerikaner. Ein fesches Stopgirl erklärt uns, wie wir fahren sollen. Riesenhafte Baumaschinen fahren ohne Pause durch die Landschaft, können etwas abgraben und aufschütten, ohne dabei auch nur vom Gas zu steigen. So werden auch grosse Kuppen abgetragen und Löcher aufgeschüttet. Dafür braucht es halt diese sandigen Böden.
Liard River Hot Springs
In der Nähe der Liard River Hot Springs gibt es Mittagessen im Freien. Viele Tiere (vor allem Mücken) teilen mit uns das Essen.
Anschliessend spazieren wir zu den heissen Quellen. Das höher gelegene schlammige “Beta”-Becken lud manche (darunter Lemmi) zum Baden ein. Das Wasser hatte immerhin 41°C! Auch die Lufttemperatur war sehr warm. Eine kleinere Gruppe (André, Andrea, Elisabeth, Karin, Sabine und Christian) bevorzugen aber einen weiteren Spaziergang in die schöne Landschaft zu den “hängenden Gärten”, das sind ganz kleine Kalksinterterrassen, die von Moosen und Orchideen bewachsen sind. Dazwischen befinden sich kleine Wasserlöcher. In dem Gebiet rund um die Quelle gedeihen mehr als 250 boreale Pflanzenarten, einschließlich 14 verschiedener Orchideenspezies. Außerdem gibt es rund um die Quellen ein reiches Vogelleben (unter anderen Wanderdrosseln, Limikolen, etc.). Das “Alpha-Becken mit seinem völlig klaren Wasser schreckt an der Quelle mit einer Wasseroberflächentemperatur von 49,7°C selbst die Hartgesottenen vom Baden ab. Nahe dem Boden beträgt die Wassertemperatur aber nur noch 37°C. Weiter von der Quelle entfernt führt der Zufluss von kaltem Quellwasser zu angenehmeren Temperaturen.
Nach einem kurzen Auftankstop beim nahen Restaurant geht die Fahrt weiter, über eine fantastische grosse Brücke über den Liard River, der von hier aus gegen Nordosten weiterfliesst, und anschliessend hinauf ins Muncho Valley. Ein Gewitter sorgt für etwas Abkühlung. Ein nettes Schild mit der Aufschrift „Be prepared to stop“, und auch die grossen Felsblöcke neben der Strasse erinnern an morphologische Prozesse. Auch die Ausgänge der Seitentäler sind deutlich von grossen Schwemmfächern gekennzeichnet (besonders ausgeprägt an den Westhängen).
Muncho Lake
Schliesslich erreichen wir den Muncho Lake (817 m). Der türkisfarbene See (bis zu 223 m tief) liegt Nordsüd erstreckt eingebettet zwischen Sentinal Range im Osten und Terminal Range im Westen, deren Gipfel bis über 2000 m hinaufragen. Die Stimmung mit dem See zwischen den schneebedeckten Bergen und dem Wald, dazu das aufziehende Gewitter ist wunderschön. Die türkise Farbe stammt von dem hohen Schwebstoffanteil im See (um diese Jahreszeit besonders stark ausgeprägt wegen der vorangegangenen Schneeschmelze). Die Vegetation in der Umgebung des Muncho Lakes ist nur dürftig ausgebildet. Neben der bereits erwähnten Niederschlagsarmut spielt das wasserdurchlässige Kalkgestein, aus dem die Talhänge aufgebaut sind, seine Rolle.
Abend in Muncho Lake
Unsere Herberge ist ein neues Holzhaus (ehemals Highland Glen Lodge, nun Northern Rockies Lodge) in Besitz eines Schweizers, der hier in Mitten eines Provincial Parks eine touristische Goldgrube besitzt. Seine Gäste, neben Kanadiern und US-Amerikanern hauptsächlich Deutsche, Österreicher und Schweizer, lassen sich gerne von typischen schweizer Gerichten (und Preisen) beeindrucken. Besonders nett war die Stimmung in diesem Hotel allerdings nicht.
Das Abendessen erinnerte stark an die Schweiz. Es gab alles vom Wiener Schnitzel bis zum Geschnetzelten, zu den in Bern üblichen Preisen. Der Verdauungsspaziergang zum See (mit André, Sabine, Elisabeth, Karin, Doris, und Andrea) und etwas am Ufer entlang war aber dafür wirklich schön. Die letzten Sonnenstrahlen, welche die glatten Hänge der Sentinal Range trafen, die sich dann im See wiederspiegelten, verliehen dem Abend eine besonders romantische Stimmung.
Nach langem Geniessen am Schotterstrand kehrten wir zurück, wo wir uns einen Diavortrag von dem Schweizer anschauten. Es waren zwar sehr schöne Landschaftsaufnahmen dabei, im Grossen und Ganzen war es aber doch ein einziger Werbegag für sein Hotel und seine Fliegerei. Am späteren Abend sassen wir noch bei etwas Bier (bzw. grausigem Wein) in der verglasten Speisehalle des Schweizers. So richtig Stimmung wollte aber erst dann aufkommen, als wir nachdem im Haus das Licht abgedreht wurde, eine spontane Gangparty abhielten. So setzten André, Elisabeth, Doris, Karin, Gerda, Jasmin und einige andere sich um 00:30 (erst als es finster wurde) auf den Gang, und hatten Spass mit Keksen und Leitungswasser. Im Westösterreicherzimmer herrschen wilde Verhältnisse.
Mittwoch, 26. Juni 1996
Um 07:00 läutet schon der Wecker! Einige sind wirklich unglaublich müde, aber angesichts des schönen Wetters und der Vorhaben raffen sie sich auf. Gutes Frühstücksbuffet, das von uns total abgeräumt wird (Cornflakes, Müsli, Nutellabrote, etc.).
Vormittag am Muncho Lake
Es gab grundsätzlich drei Möglichkeiten der Vormittagsgestaltung: Die Chefpartie, Gudrun und Eva, machte einen Rundflug mit dem Schweizer Doppeldecker, die Westösterreicher (Martin, Tina und Moni) blieben im Bettchen, und der Rest (Sabine, Andrea, Markus und André; Gerda, Jasmin, Lisi und Michi; Doris, Karin und Christian) fuhren mit drei Kanus hinaus auf den grossen See. Das war neben Schlafen die billigste Tätigkeit, auch wenn es hierfür zu zahlen gab, inbegriffenes Gästeservice ist hier unbekannt. Aber es war schon schön.
Mit frohem Mut und Liedern wie “Schiff ahoi, schiff ahoi, auf dem See kennen wir uns aus…” (angelehnt an Wickie und die starken Männer) ruderten wir in dem spiegelglatten türkisen Wasser des Muncho Lakes. Am Westufer gab es wilde Felsen, schöne Buchten und Schwemmdeltas. Wir wagten auch eine Landung und einen Ausflug in den Wald. Es war aber ein Vorwärtskommen kaum möglich. Das, was als Boden schien, war nichts anderes als Unterholz von Moos überwachsen, mindestens zwei Meter über festem Grund. Bei der Rückfahrt machten Karin und Christian eine Wettfahrt (wie geht das im selben Boot?) sie schafften die Überquerung des Sees in 8 Minuten. Mit so einem Kanu ist man ganz schön flott unterwegs, wenn man sich ins Zeug haut!
Überquerung der Rockies
Um 11:30 starten wir weiter am Alaska Highway south Richtung Fort Nelson. Bei dieser Fahrt machen wir eine Art Querprofil durch die Rocky Mountains. Im Westen der Rocky Mountains sind deutliche Spuren der Vergletscherung erkennbar: Moränenmaterial, Trogtäler, Kare, etc. Auf der Ostseite der Rocky Mountains findet man dagegen nur wenige Vereisungsspuren, und die sind bereits stark gealtert. Daher nimmt man an, daß sie bereits aus der “Riß”-Vereisung stammen.
Zunächst überqueren wir den Muncho Pass (1160 m). Nach steiler Abfahrt erreichen wir den Flußlauf des Toad Rivers. In diesem Tal findet sich eine wunderschöne Flußlandschaft, wo die Bäume “zum Fluß” wachsen (bis sie hineinfallen). Umrahmt ist das Tal von schroffen Bergen, von denen manche einen Aufschluß auf die extrem stark gefalteten metamorphen Gesteine bieten. Entlang der Straße finden sich wieder viele Tiere wie Elche, Wapiti, oder Dickhornschafe ein, um von dem Salz zu lecken. Die Zuflüsse zum Mac Donald Creek sind wieder durch extreme Flußlast gekennzeichnet (große Schwemmflächen reichen ins Tal). Mit dem Summit Pass (1295 m) überqueren wir die Hauptkette der Rocky Mountains nun schon zum dritten Mal. Am Summit Lake (1283 m) machen wir einen kurzen Spaziergang zu einem Hoodoo (einer Pyramide, die aus Moränenmaterial besteht). Dabei beginnt es allerdings zu regnen und zu graupeln.
Nach der Mittagspause geht die Fahrt weiter zum Ostrand der Rocky Mountains. Nach etwa 70 km in einer Höhe von etwa 700 bis 1000 m erreichen wir bei Steamboat das Ende der Rocky Mountains. Bei herrlichem Tiefblick in das Tal des Tetsa- und Muskwa Rivers kann man deutlich das Schichttafelland erkennen, das mit seinen Tafelbergen und völlig ungefaltenen Sedimenten in strengen Gegensatz zu den steilen und gefalteten Gipfeln der Rocky Mountains steht. Der Indian Head Mountain, der unterwegs aus der Landschaft ragt, ist nichts anderes, als ein Schichtkopf einer härteren, aber ebenfalls söhligen Schicht, der durch Verwitterung freigelegt worden ist.
Durch die Interior Plains nach Fort Nelson
Wir fahren etwa gleichzeitig mit einer Gewitterzelle, die von der Rockies her die Interior Plains überquert. Oft beginnt es stark zu regnen, wobei die Strasse aber noch trocken ist.
Es wachsen sehr niedrige und schmale Nadelbäume sowie Birken zwischendurch. Nach längerer Fahrt erreichen wir die ersten Weideflächen mit Rinderherden. Schließlich erreichen wir Fort Nelson, einen ehemaligen Handelsposten der Pelzjäger, der zur Ansiedlung einiger Indianerclans führte. Heute wohnen in Fort Nelson immerhin etwa 5500 Einwohner. Der Alaska Highway ist die 50th Avenue, von der aus wird nach Süden weggezählt, nach Norden dazugezählt, um das Wachsen des Ortes in alle Richtungen, ohne Probleme bei der Benennung der Straßen, zu ermöglichen.
Fort Nelson Hotel
Ein witziges Hotel gehobenerem Standards (wie es von aussen nicht wirkt). Die Zimmer sind mit einem Balkon ausgestattet, von dem aus man in die Halle blickt, die neben dem “All you can eat”-Buffet auch noch einen grossen Swimming-Pool beherbergt. Nach einem kurzen Kontakt mit der Aussenwelt (Einkauf im Supermarkt), wobei ähnlich wie in Prince George der hohe Anteil an indianischen Sandlern aufgefallen ist, wurde der Pool ausprobiert. Leider waren in diesem Augenblick alle anderen in die Sauna verschwunden. Nach einem Abendessen im Zimmer gab es einen Treffpunkt bei den Nachbarn. Telefonisch wurden rasch alle anderen zur Party eingeladen.
Die Reihenfolge der Spiele scheint irgendwie verkehrt gelaufen zu sein. Das lag wahrscheinlich an dem Cider (0,5%ig), den wir literweise eingekauft hatten. Wir starteten, als alle anwesend waren (inklusive Baumi und Christine) mit dem Pez-Spiel. Dazu benötigt man echte österreichische PEZ, die wir im Supermarkt gefunden hatten, und diese werden dann (ohne zubeissen) von Mund zu Mund weitergegeben…. Nachher geben wir Karten per Saugen weiter… für Christian war das eine Neuigkeit, aber nach mehreren Fehlversuchen war es doch erlernt. Danach spielten wir Activity (der Cider schlug schon voll zu). Trotzdem waren die Pantomimen zeitweilig sehr lustig. Nach Mitternacht kam dann ein Anruf vom Portier: “Keep your voices down!” Naja, wir hatten leider auch viele Nachbarn. Damit war die Stimmung endlich zerstört, und wir machten noch psychologische Analysen von nicht anwesenden Exkursionteilnehmern (…) und anderen. Wie auch immer, um 01:00 waren dann alle müde genug, um ins Bett zu fallen.
Donnerstag, 27 Juni 1996
Nach einem gemeinsamen Frühstück im Zimmer geht es um 09:00 los. Eintragungen in Gudruns Tagebuch: “Guten morgen lieber Rot-Bär ich freue mich auf der Fahrt nach Dawson City neben Dir sitzen zu dürfen” (von Christian). Tja, wochenlang so zusammengepfercht degeneriert man in Richtung Kindergartenalter…
Von Fort Nelson nach Dawson Creek
Der Alaska Highway von Fort Nelson bis Fort St. John ist sehr einsam und spärlich von Menschen besiedelt. Die ersten 300 km gibt es keine Abzweigung. Auf eine 13,9 km lange Gerade folgt nach einer Kurve eine 9,0 km lange Gerade. Das Fahren ist hier nicht besonders anstrengend. Der Baumbestand des Walds ist eindeutig vom Boden her bestimmt. In den feuchten moorigen Becken wachsen spitze, verkrüppelte Nadelbäume, auf den Hängen wachsen sehr große, üppige Laubbäume. Wieder kommt 12,3 km keine Kurve. Die Autos am Horizont sind nicht mehr erkennbar. Ohne Speed controll würde man die Geschwindigkeit von 90km/h wohl nicht lange durchhalten. Kaffeepause in Buckinghorse. Dabei geht wieder ein heftiges Gewitter mit Hagel nieder. Wir unterhalten uns im Bus über Beziehungen und ihre Problemchen. Die Weiterfahrt ist dann ziemlich abwechslungslos. Um 13:30 gibt es Mittagessen in Wonowon (“101”). Dies ist kein indianischer Name eines Ortes, sondern nur die Mileage des Alaska Highways (“101 Miles from Dawson Creek”). Wenn einem keine Namen mehr einfallen.
Nach Wonowon wird die Landschaft wieder besiedelt, es gibt Viehzucht und Ackerland. In Fort St. John machen wir eine kurze Pause, die zum Eis essen oder Karten schreiben verwendet wird. Kurz nach dem Ort führt der Alaska Highway über eine Brücke über den großen Peace River, der hier tief in die Ebene eingeschnitten ist. Der Fluß führt zur Zeit der Überfuhr extremes Hochwasser, da der Staudamm des Williston Lakes (etwa 400 km langer Stausee) leck ist, und daher das Wasser abgelassen wird. Auf der anderen Talseite geht die Straße wieder auf die fruchtbare Ebene hinauf, auf der die nördlichsten Getreideanbaugebiete Kanadas zu finden sind. Schließlich erreichen wir das Ende (oder den Beginn) des Alaska Highway in Dawson Creek.
Dawson Creek
Nach einer kurzen Rast im Hotel (wo im Zimmer weder die Klimaanlage funktioniert, noch die Fenster zu öffnen sind…), fahren wir zurück ins Zentrum, wo wir den fahnenumwehten Pfosten der “Mile 0” des Alaska Highways besuchen. Wir sind immerhin 1012 km auf dem Alaska Highway gefahren. Dawson Creek hat etwa 10000 Einwohner. Wir besuchen auch das Visitor-Center nahe dem großen Getreidespeicher (dem Wahrzeichen der Stadt).
Die Abendgestaltung war dann sehr individuell. Die Gruppe zersplitterte ziemlich in kleine Grüppchen. Gudrun und Eva machten einen Spaziergang, und kehrten dann in den Subway ein, wo sie sich längere Zeit aufhielten. Am späteren Abend besuchten sie die Peepshow (…), die im Hotel dargeboten wurde. Elisabeth und Christian machten nach einem Abendessen einen Spaziergang auf einen nahe gelegenen Hügel. Wir trafen auch Doris, Karin und Jasmin dabei. Später kommen an einer grossen Ranch mit riesigen Pferde- und Bison-Herden vorbei und geniessen den Sonnenuntergang über den Plains, und kehren dann zurück – wobei uns erst auffällt, wie weit es war! Bereits um Mitternacht war es hier wieder völlig finster (56°N). Der leider ziemlich kranke André bleibt den ganzen Abend im Zimmer.
Freitag, 28 Juni 1996
Wahrscheinlich ein bedeutungsloses Frühstück, denn es gibt keine Aufzeichnungen. Nachdem an den Vortagen grossspurige wissenschaftliche Abhandlungen der Profs ausfielen, bekamen wir diesen Morgen dies als Konzentrat nachgereicht. Geschmacksrichtung vor allem humangeographisch.
Siedlungen in Nordamerika
Die Siedlungen entwickeln sich im Norden vor allem entlang der Erschließungsstrecken (Alaska Hwy, Cassiar Hwy), da es keine Agrarwirtschaft gibt. Der Wald beherrscht dort alles. Diese Siedlungen sind sehr einseitig ausgerichtet: es gibt hauptsächlich Tankstellen, Supermärkte, Inns und Motels.
Etwas anders ist die Situation in Dawson Creek: es ist zwar auch an einem Verkehrsknotenpunkt entstanden (zwischen Edmonton, Prince George, Alaska Highway), war früher auch Kopfbahnhof der Bahnlinie von Edmonton. Es wurde dann aber eine planmäßige Siedlerverteilung auf dem fruchtbaren Peace River Block angestrebt. So wurden ab etwa 1912 Parzellen für die landwirtschaftliche Nutzung aufgeteilt. Hier im nördlichsten Verbreitungsgebiet des Ackerbaus werden spezielle Sorten angebaut: Beispielsweise Sommerweizen oder Canola (eine Art Raps), die an die Kälte, die Trockenheit und die kurze Vegetationsperiode angepaßt sind.
Die Struktur der Städte Nordamerikas unterscheidet sich sehr stark von jener Europas. In Europa sind die Städte gewachsen, mit dichter Bauweise im Zentrum, und Ausuferungen nach außen hin. Hier findet man überhaupt keine dichte Bauweise, nur sehr flache Bauten, die in riesige Agglomerationen ausufern. Da große Städte viel Platz brauchen, ist hier alles exakt geplant: ein rechtwinkeliges Straßennetz (Rasteraufteilung) (Avenue W-E, Street N-S) kennzeichnet die moderne Stadt. Der ältere Stadtteil läßt sich daher einfach an anderer Ausrichtung erkennen: das alte Dawson Creek richtet sich beispielsweise NW-SE aus – nach der Eisenbahnlinie. Manche Städte sind auch nach Straßen, Flüssen oder nach der Küstenlinie ausgerichtet. Ein Zentrum (Dorfplatz) fehlt generell. Die Häuser sehen alle gleich aus, die Funktion sowie Qualitätsunterschiede sind von außen nicht leicht erkennbar. So sehen etwa die vielen kleinen Kirchen verschiedenster Religionen und Sekten genau gleich aus, wie Restaurants, Banken, Wohnhäuser, oder Bahnhöfe. Erst ab 100000 bis 200000 Einwohnern beginnt man die Downtown in die Höhe zu bauen. Davor ist das Land ringsum noch zu billig, als daß es sich lohnen würde, Häuser nicht aus Holz zu bauen (und Häuser aus Holz kann man nicht leicht über fünf Stockwerke hoch machen).
Die eigentliche Funktion der Städte liegt hier in der Versorgung des Hinterlandes. Dienstleistungen, Geschäfte für nicht alltägliche Dinge, sowie Gesundheitsvorsorge und Regierungsfunktionen werden angeboten. Dadurch kommt es zu einer Ausrichtung der Funktionen an ein oder zwei Straßen. Alles was dort nicht erreichbar ist, wird nicht weiter gesucht. Der Wohnbereich liegt dahinter.
Manche Orte heben sich neben Verkehrsknotenpunkten auch noch durch die Erdölindustrie heraus. Durch die vielen Arbeitsplätze, die durch die Konzentration von Erdölfirmen geboten werden, kommt es zu einem Anziehungspunkt für die Bevölkerung. Richtung Edmonton gibt es mehr und mehr Erdölbohrtürme. Nördlich davon gibt es noch die Ölsande, die in den 1990er-Jahre noch nicht angezapft worden sind.
Kanada hat ein sehr stark ausgeprägtes Stadtwachstum. Das Größenverhältnis der Städte ist (wie in Österreich) stark gestört: Vancouver ist etwa die größte Stadt von BC, die nächstkleineren Städte sind um Vielfaches kleiner.
zurück - index - weiter
No Comments