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Hackenschlagen nach Osten
UT 44 E, UT 191 S: Vernal
UT 40 E: Dinosaur (CO)
CO 64 E: Rangley, Richtung Meeker
CO 13 S: Rio Blanco, Rifle
IS 70 E: Glenwood Spring
CO 82 E: Aspen
Zuerst geht es hinunter, dann durch kurze aber heftige Platzregen mit knapp werdendem Tank Richtung Vernal (55 km). Es geht nach wie vor durch geologisch kunterbuntes Gebiet, wobei auf Tafeln neben dem Highway oft Gestein, Alter, Fossilien, etc. beschrieben sind. Weiter unten erreichen wir eine riesige Phosphat-Mine. Ein paar Warnschilder, eindeutig unnatürliche Geländeformationen sowie die Straßenführung deuten auf ausgedehnte Sprengungen in diesem Gebiet hin. Kurz danach sehen wir auch auf das Bergbauzentrum mit einem großen Schlackeauffangbecken hinunter.
Schließlich erreichen wir Vernal, einen eigenartigen Ort, und heiß ist es! Zum Einkaufen und Tanken reicht es aber, außerdem rufen wir nochmals Gudrun an und machen uns den Treffpunkt fix aus. Ein kurzes Stück weiter gefahren, meinen unsere knurrenden Mägen, dass es schon ziemlich spät ist. Also fahren wir zu einer Farm, setzen uns unter den Schatten eines großen Baumes und essen da im Sand. Ein ungefähr 8 jähriges Kind düst mit einer Geländemaschine bei uns vorbei und wir schauen und essen…
Gestärkt geht es am Interstate 40 flott ostwärts durch nette Landschaft bis Dinosaur. Wir halten uns weniger an die Geschwindigkeitsbeschränkung (55 mph, 88km/h), als vielmehr an die von Trucks vorgegebene Mindestgeschwindigkeit (107km/h). Bei Dinosaur erreichen wir Colorado. Das Dinosaur National Monument schaut von der Entfernung eindrucksvoll aus, doch wir können nicht alles anschauen, und Geologie hatten wir ja gerade ausreichend. Nach der Verzweigung in Rangely wird es ausgesprochen einsam. Wir sind jetzt im Rio Blanco County unterwegs, einem weiteren riesigen auf über 1980 Meter hoch gelegenen Becken. Dass hier (außer nette Landschaft) wirklich nicht viel los ist bezeugt auch die Tatsache, dass keine Radiosender zu empfangen sind. Das ist immer ein Zeichen, dass wir uns wieder einmal am “in the middle of nowhere” befinden. Wieder ist die Luft geladen und es scheint jedem Moment ein Gewitter loszudonnern. Mehr als ein paar Tropfen werden vorerst allerdings nicht draus.
Nach einer 150km langen Fahrt erreichen wir in Rifle wieder Zivilisation. Dort reihen wir uns am Interstate 70 ein und treffen erstmals an den sagenhaften Colorado River. Dieser ist hier allerdings ein strahlend blauer Bach, der sich durch den Wald schlängelt. Ohne uns lange umzuschauen nehmen wir den Highway Richtung Osten bis Glenwood Springs. Als wir am Highway 82 in das Roaring Valley hineinfahren, und sich das letzte Gewitter gerade in einem Regenguss aufgelöst hat, sind wir etwas verwirrt. Die Landschaft wirkt immer weniger nach Wilden Westen, im Gegenteil, immer mehr vertraut. Ja, wir kommen ins Vorarlberg Amerikas. Es schaut fast aus wie in den Alpen. Die Vegetation wird saftiger, die Hänge steiler, die Gipfel haben Schneeflecken, die Urlauberströme ziehen mit uns und Sportläden machen Werbung für die letzten Wanderschuhe.
Aspen abends
Wir kommen um 19h30 in Aspen an, natürlich haben wieder einmal alle Informationsstellen geschlossen. Wir finden aber doch das Ranger-Office des Forest Service. Dort gibt es jede Menge Folder mit Beschreibungen von Hiking Trails. Es ist immer auch die Ending Elevation des Trails angegeben, und wir halten nach der magischen Zahl 13123 ft Ausschau, das sind nämlich 4000m. Wir finden nichts dergleichen und begnügen uns mit einer einfachen Wanderung zu einem See.
Wir gehen noch schnell einkaufen. Die Preise sind sehr touristisch (hoch), dafür bekommt man aber auch gute Sachen. Aspen ist nicht sehr groß, aber dafür fällt jede Verrücktheit um so mehr auf. Es gibt verdächtig viele alpine Namen. Pensionen und Hotels heißen sowieso nur Matterhorn Lodge oder Innsbruck Inn. Grund genug, um zu flüchten. Bei Einbruch der Dämmerung fahren wir daher ins Maroon Creek Valley.
CO Maroon Creek Valley (AR): Maroon Lake
Silver Bell Camp Ground im Maroon Creek Valley
Es wird wirklich schlagartig wild. Die Villen hören auf und es geht steil bergauf und wird kälter. So nebenbei wird es auch langsam Nacht. Zu unserem Schrecken ist der erste von vier Camp Grounds im Tal schon mehr als überfüllt. Der zweite, Silver Bell Camp Ground (2700 m!), schaut nicht besser aus, aber bei dem gibt es einen eher wilden Overflow wo wir auch noch unser Auto und das Zelt unterbringen.
Der Boden ist nicht wirklich eben, außerdem machen dicke feste Grasbüschel die Schlaflandschaft noch hügeliger. Selbst das Einebnen mit dem Spaten des Instituts für Geographie hat unsere Situation nicht wesentlich verbessert. Etwas erschöpft kochen wir im Stockfinstern und so halb im Stehen irgend eine Suppe aus unserer Knorr-Sammlung und wollen eigentlich schlafen gehen. Rundum wird gefeiert und anscheinend schauen wir so trostlos aus, dass wir von den Nachbarn ans Lagerfeuer eingeladen werden. Wir als echte Europäer sind im europäischten Eck Amerikas außerdem sehr interessant. Der rothäutige Ami aus Las Vegas erzählt seine Geschichten und gibt uns einige Tips für die weitere Fahrt. Er spendiert auch einige Achterl von seinem guten italienischen Weißwein. Voller Stolz berichtet er von seinem Aufenthalt in Salzburg und Innsbruck. Scheinbar wollen diese Leutchen beweisen, dass sie “europäisch” sind. Tatsächlich sind sie nicht typisch amerikanisch. Es sind ausnahmsweise hauptsächlich Leute um die 30 am Campingplatz (nicht nur Pensionisten und Familien mit Kindern). Nicht alle anwesende schlafen auch hier. Einige sind direkt aus Aspen und besuchen Bekannte, die hier Urlaub machen. Der große Mercedes war uns schon beim Ankommen aufgefallen. In der Nacht wird es gebirgig kühl, aber wir gehen eh ziemlich fest angezogen schlafen.
Donnerstag, 11. Juli 1996
Wir haben eigentlich eine ausgiebigere bis undefinierbare Bergtour geplant, außerdem wollen wir um 4 Uhr Gudrun, Hermann und Martin am Independence Pass treffen. Aber wir sind ja auch auf Urlaub. Das Tal ist tief eingeschnitten und um 8 Uhr war von der Sonne noch nichts zu sehen. Dann schauen wir aber, dass wir weiterkommen denn es ist nass und kühl hier heroben. Das Frühstück fällt ebenso spartanisch aus, wie das Abendessen davor.
Zustieg zum Buckskin Pass
Wir fahren bis zum Ende der Straße zum Maroon Lake Campground (2910 m). Hier im breiteren Tal scheint die Sonne und es ist um einiges wärmer. Wir stellen das Auto ab und machen uns voll ausgerüstet zu Fuß auf den Weg. Zuerst gehen wir rechts am Maroon Lake (mit großem Biberhaufen) vorbei. Die Landschaft ist traumhaft (um nicht zu sagen kitschig). Wir befinden uns in der Maroon Bells Snowmass Wilderness. In der nächsten Dreiviertelstunde geht es durch eine wüste junge Bergsturtzlandschaft mit Lawinenspuren zum Crater Lake auf 3071 Meter. Der See liegt an einer Talgabelung und ist anscheinend durch die Bergsturzmassen aufgestaut. Der Maroon Lake selbst scheint auch so ähnlich entstanden zu sein.
Gerade aus würde es quasi endlos und ohne wahres Ziel südwärts ins West-Maroon-Valley gehen, also entscheiden wir uns bei der Talgabelung nach rechts (Westen) zu gehen: durchs Minnehaha Gluch Valley auf den Buckskin Pass (3798 m, also exakt so hoch wie der Großglockner). Von dort soll man auch auf den Snowmass Peak sehen. Die ganze Kette, auf der wir uns befinden, heißt Elk Mountains und ist eine der bekanntesten (einfachen) Bergsteiger-Regionen. So gesehen sind hier eh’ verhältnismäßig wenige Leute unterwegs.
Beim Crater Lake schreiben wir uns in die Liste ein, damit sie eventuell nach uns suchen, wenn wir uns nicht austragen. Ab hier sind wir fast alleine, zwei mal begegnen wir noch jemandem. Trotz der enormen Höhe ist es hier immer noch sehr warm (wir haben auch super Wetter!). Das scheint hier aber generell so zu sein: Die Baumgrenze befindet sich nämlich auf über 3600 m. Die Squirrels huschen sowieso überall herum, so auch hier heroben.
Zwischenziel Bukskin Pass
Zum Pass hin wird es immer steiler, oben hängt auf unserer Seite noch eine fette Schneewächte. Die Farben sind hier sehr intensiv, weißer Schnee, rotbrauner Fels, durchsetzt mit graugrünem Gestein, sattes Grün der Vegetation, die sicher nicht an Wassermangel leidet und blauer Himmel. Es geht auch in dieser Höhe kaum Wind. Spätestens am Sattel hätten wir Wind vermutet, aber auch hier nichts. Im Gegenteil, wir nutzen die Jause zum Sonnenbaden mit kurzer Hose und Leiberl.
Namenloser Gipfel, 3974 m
Doch ganz so zufriedenstellend ist so ein Sattel auch nicht, außerdem steht noch Zeit zur Verfügung. Der nächstgelegene Gipfel wäre laut der schlechten Kopie, die wir haben, im Süden. Es kann nicht weit sein, jedoch besteht der Kamm dahin aus grobblockigem Schutt. Der einfachere Weg führt aber trotzdem hier nach oben, denn die Steilabbrüche im Osten und im Westen sind überhaupt nicht gangbar. André macht sich gleich auf den Weg, es ist zu verlockend. Nach ein paar Turnübungen auf den lockeren Blöcken ist die Schlüsselstelle auch schon überwunden. Beim Blick zurück erschrickt er allerdings: Von oben kommend ist absolut nicht mehr erkennbar, wo es hier durch gehen soll. Also hinterlässt er ein mit Steinen beschwertes Plastiksackerl als Wegweiser. Oben geht es problemlos bis zum Gipfel, dem Namenlosen. Wie sich später herausstellt, ist der Höhenmesser perfekt eingestellt, leider. Selbst mit der Hilfe des Steinmanderls ist dieser Vorgipfel zu den Sleeping Sextons genau 3975 Meter hoch. Für eine Überschreitung zum nächst-höheren Gupf ist keine Zeit mehr, außerdem scheint sich das Gestein zu ändern und nicht so einfach wie das Blockwerk zu sein. Die Aussicht ist hier heroben bereits herrlich, nur im Süden durch die vorgelagerten Sleeping Sextons und die Maroon Bells eingeschränkt.
Während André also topfit oben herumturnt, hat sich auch Christian schon ein wenig an die Höhe gewöhnt (er schnauft schon ganz schön daher…). Naja, nach einem gemütlichen Mittagsschlaf klettert auch er über die Steilstufe bis zur 1. Kante (3963 m) hinauf und kommt so ebenfalls in den Genuss der schönen Rundumsicht. Am Gipfel wachsen übrigens auch Glockenblumen.
Aspen bei Tag
Wir fahren nach Aspen hinein um einzukaufen und zu bummeln. Die Stadt ist ein herausgeputzter nobler Fleck für Reiche, aber man könnte es nicht als kitschig bezeichnen. Wir haben uns dort nicht unwohl gefühlt, vielleicht auch gerade wegen diesem Herausgeputzten. Die amerikanischen Kleinstädte sind sonst eh vernachlässigt und einheitlich fad. Hier kaufen wir auch eine topographische Karte des U.S. Geological Surveys 1:24.000 von der Gegend, wo wir heute waren (spät aber doch…). Eine 1:100.000-Karte bekommen wir dazugeschenkt. Diese ist sehr in Ordnung, und als Draufgabe in Meter, so auch die Höhenlinien. Das muss ein Unikat in den USA sein.
CO 82 E: Independence Pass
Independence Pass
Per Auto geht es dann weiter nach Osten. Zum Independence Pass hinauf nimmt die Straße europäisch-schmale Allüren an. An den Felsen neben der Straße baumeln immer wieder Kletterer herum. Am Pass oben, auf windigen 3686 Meter, steht ein bordeauxroter Van. Darin die Insassen, die sich noch einrichten. Kaum zu glauben, aber das Treffen mit Gudrun, Hermann und Martin hat ohne Probleme hingehauen! Wir stehen ein Randl beisammen und tratschen. Auf diesem Pass hier pfeift allerdings der Wind der unter Tags nicht so tätig war.
Also fahren wir auf der anderen Seite des Passes hinunter, zu einer Stelle, wo die anderen einige Möglichkeiten zum wild campen gesehen haben wollen. Die ersten haben eher holprige Zufahrten und sind von der Straße einsehbar, also ungeeignet. Ein Stück weiter gibt es rechter Hand eine Zufahrt zu einem Stollen, aus dem Wasser fließt. Über dem Bach gibt es auch eine schöne flache Stelle und einen weiteren Bach, wir sind also auf einer Art Insel. Christian und André haben ja schon Übung beim Zeltaufstellen. Hermann und Gudrun doktern an ihrem goldenen Schwedenzelt herum, Martin an einer Eigenkonstruktion mit Spezialalugestänge. Nach einiger Zeit ist die Zeltstadt aber perfekt.
Andrés Überlegung ein Lagerfeuer zu machen scheitert an der Uneinigkeit über die rechtliche Lage innerhalb eines National Forest und auch am reichlich feuchten und modrigen Holz. Mit Sonnenuntergang wird aufgekocht. Dabei können wir mit Christians Benzin-Kocher prahlen. Der sticht wirklich alle aus. Das Essen ist natürlich phänomenal, wenn so viele Leute zusammenlegen. Es gibt Spaghetti mit verschiedenen Saucen und Käse. Wir nützen außerdem die große Runde um den Speck anzubringen, den wir versehentlich in rohem Zusand und rauen Mengen eingekauft hatten.
Ein paar Gelsen schwirren herum, doch dann wird es wieder schnell kalt. Das Abendmahl wird abserviert. Beim Abwaschen debattieren André und Christian wieder über die Verwendung von Waschmittel für kaltes Wasser und fettiges Reindl ja oder nein… Ob sinnvoll oder nicht, die anderen hatten bestimmt ihren Spaß dabei. Hier am North Fork sollten wir die höchstgelegene Nacht dieser Reise verbringen (ca. 3291 m). Dementsprechend kühl war es in der Nacht auch.
Freitag, 12. Juli 1996
Noch ein Zeitl vor Sonnenaufgang wird Christian munter. Jede Menge Stimmen, Leute und Autos! Zuerst denkt er, zu träumen. Ein vorsichtiger Blick aus dem Zelt bestätigt aber die Situation. Gerade macht sich ein Gefährt mit einer Menge Leuten drauf auf den Weg in den plötzlich trockenen Stollen. Kurz danach waren aber wieder nur Bach- und Schnarchgeräusche zu hören, zu denen auch Christian wieder seinen Beitrag leistete.
Nach dem Sonnenaufgang wird es zwar bald heiß im Zelt, aber wir bleiben trotzdem lange liegen. Erst um 9 Uhr kriechen wir hinaus und staunen über die neue Lage unserer Campingstelle. Der wilde Parkplatz am anderen Ufer, wo auch wir unsere Autos stehen haben, ist quasi voll. Leute sind keine mehr zu sehen. Dafür fließt aus dem Stollen kein Wasser mehr (trocken ist er aber nicht wirklich). Der Stollen, so klärt uns später ein Blick auf die Karte auf, führt zu einem Wasser Reservoir auf der anderen Seite des Passes. Das Ganze bleibt allerdings grundsätzlich ein Rätsel.
Das Frühstück wird wieder recht üppig, so viele Zutaten hatten wir wohl nie. Gudrun und Co. haben ja die erste Campingnacht hinter sich und sind mit einem übervollen Auto angereist gekommen. Wir beide haben auch in Aspen kräftig eingekauft. Resultat: Tee, Kaffee und Cacao, Brot (nur amerikanisch…), Müsli wahlweise mit Milch und/oder Joghurt, verschiedenste Früchte usw.
Nach dem Frühstück werden die Wolken beängstigend finsterer. André wollte ursprünglich noch einen Tag bleiben und mit den anderen etwas gemeinsames unternehmen, doch aufgrund des Wetters und der Panik Christians, was den Zeitplan betrifft, fahren wir doch weiter. Wir sind in der Tat verdammt weit im Osten und so ganz stand Colorado eigentlich nicht am Programm. Aber es war den Umweg wert!
Wir kramen unsere Sachen zusammen und machen uns noch vor Mittag auf den Weg. Auf der Straße heißt es noch einmal für längere Zeit Abschied nehmen, ganz amerikanisch, also ohne das Auto zu verlassen (allerdings mit einmal Rückwärtsgang einlegen).
CO 82 E: Twin Lakes
Es geht noch weit bergab bis zum eigentlichen Ort Twin Lakes. Der bietet außer seinen beiden aufgestauten Seen auch nichts besonderes.
CO 82 E: Granite
CO 24 S: Buena Vista
CO 285 S: Poncha Springs (Salida)
San Luis Valley
Wir kommen in das verhältnismäßig breite, trockene Tal des Arkansas River. Wir sind eben wieder einmal auf der Ostseite einer hohen Bergkette. Wir befinden uns im vorletzten Tal vor der Großen Ebene der USA, die mit Denver und Colorado Springs beginnt.
Die Berge zu unserer rechten sind alle über 4250 Meter hoch! Allerdings machen sie allesamt einen überdurchschnittlich faden und kargen Eindruck. Es handelt sich eigentlich mehr um eine Hügellandschaft, halt nur im Großformat. Keine Felswände, keine tiefen Täler, bloß ein Tupfen Schnee auf den Gipfeln. Die Einwohner dieses Tales dürften ziemlich spanisch angehaucht sein (Spanische Musik klingt aus den Sendern um Buena Vista). Am östlichsten Punkt unserer Reise tanken wir in Poncha Springs. Bei einem Unfall können wir nur sehen, e ist wie im Film: viele Einsatzfahrzeuge von allen Seiten mit Sirenen, alles blinkt und alle unbeteiligten Fahrzeuge fahren sofort an den Rand und bleiben stehen, bis alles geregelt ist.
Bei der nächstbesten Gelegenheit verlassen wir wieder diese Gegend und stechen zurück nach Westen durch die Berge.
CO 50 W: Gunnison
Monarch Pass
Es geht über die Sawatch Range wieder zurück, diesmal über den Monarch Pass. Oben gibt es wieder grüne Wiesen, Schilifte und Wald. Die Passstraße ist allerdings vierspurig angelegt und es ist ein ungutes Gefühl wenn man bergab von einem riesigen Truck zum schneller Fahren gedrängt wird. Bergauf kommen uns fahrende Häuser (ca. so breit wie die Straße) entgegen. Bis Sargents ist es noch recht gebirgig und somit nicht befremdend da eher europäisch.
Curecanti NRA
Ab dem Ort Gunnison schaut die Sache wieder ganz anders aus. Es ist fürchterlich heiß, die Landschaft steppig und Sage Brush wächst in Hülle und Fülle. Wir kommen zum Blue Mesa Reservoir, das nichts anderes als ein weiterer gigantischer Stausee in der Curecanti NRA ist. In einem Seitental (Red Creek) suchen wir unter Pappeln Zuflucht zum Jausnen. Es ist (fast) gemütlich, Schatten, Bänke und natürlich Gelsen in Hülle und Fülle. Da greift sogar André zu Christians Chemie-Necessaire und balsamiert sich ein. Weil es eh so schön heiss ist ziehen wir uns auch die langen Jeans und langärmlige Oberkleidung an. Das heißt wir schauen, dass wir schnell weiterkommen, obwohl wir wirklich eine längere Pause einlegen wollten. Ja selbst beim Ballast loswerden waren diese Biester unglaublich nervig…
Die Gegend bietet auch bizarre Felsformationen und hohe Erdpyramiden. Doch sie sind meist weit entfernt und da unser nächstes größeres Ziel eigentlich Bryce-Canyon (zwei Tages-“Fahrten”) heißt, widmen wir ihnen nur müde Blicke.
CO 50 W: Cimarron
CO 347 (AR): Black Canyon of the Gunnison NP
Black Canyon of the Gunnison NP
Eigentlich haben wir das Blue Mesa Reservoir schon verlassen und beschäftigen uns nur mit der Herausforderung, vor Sonnenuntergang so weit wie möglich zu kommen, da macht doch Christian eine scharfe Rechtskurve irgendwo in der Pampa, einem nicht unbedingt vertrauensvoll wirkenden Schild folgend. Es geht quasi pausenlos bergauf und wir stehen vor einer National Park Entrance.
Einige Tiere huschen (darunter auch Lizards) herum und es geht kurvig voran. Christian hat irgendwann etwas gelesen, André hat überhaupt keine Ahnung was auf ihn zukommt. Es handelt sich um einen “Vorläufer” des Grand Canyon. Bescheidener Weise nennt er sich Black Canyon of the Gunnison, bringt aber doch an die 820 Meter Tiefe auf die Latte. Die Lookouts sind auf Felsnadeln angebracht von denen man gut die Tiefe einsehen kann. Raubvögel schrauben sich in den ziemlich heftigen Luftströmen in Felsnischen empor um dann wieder in die Tiefe zu stürzen und dabei irgendwas mitgehen zu lassen.
Eindrucksvoll sind auch kreuz und quer verlaufende weiße Streifen im schwarzen Gestein (Painted Wall, 700 m hoch!). Es handelt sich dabei um starke Quarzadern. Auf den Photos kommen sie im Gegenlicht der untergehenden Sonne nicht gut zur Geltung.
CO 50 W: Montrose
CO 550 S: Ridgway
Montrose, Ridgway State Park
Sehr spät fahren wir dann hinunter ins breite Becken von Montrose. Es ist dies eine dieser Ortschaften, in denen es höchstens Motels gibt, aber keine Campingplätze (das merken wir mittlerweile fast an der Ortstafel). Also geht’s schnurstracks gen Süden im Uncompahgre Valley. Hier gibt es einige Recreation Areas, doch es ist schon spät und bei der ersten wo wir halten wollen, schickt man uns wieder weg, nicht ohne uns auf eine nagelneue State Recreation Area hinzuweisen, mit dem einfachen Namen Pocochatupuk.
Dort finden wir tatsächlich noch Platz. Diesmal essen wir vorher – also endlich einmal wieder bei Licht, als das Zelt steht ist es wieder dunkel. Der Campground hat einige ungewöhnliche Eigenschaften: Erstens muss man das Auto stehen lassen und gut 5 Minuten zu Fuß zu seinem Campsite gehen. Behilflich sind dabei Caddies, eine Art großer Scheibtruhe. Dann ist alles am Hang, und mit eher hartem und steinigem Boden versehen. Dafür hat jede Campsite ihre eigene Sandkiste. Diese ist etwa 3x3m groß, eine halben Meter hoch und randvoll. Dort kann man sein Zelt aufstellen. Das hat gewisse Vorteile, so braucht man sich zum Beispiel nicht stark zu bücken, um die Heringe anzubringen. Ungewohnt erscheint die Stufe, die es zu erklimmen gibt, eine Art Bettkante also. Was man dort mit größeren Zelten macht ist nicht ganz klar, die Heringe zum Kuppelabspannen mußten schon wir mit unserer Kleinversion im Gemüse anbringen.
Eigentlich soll dieser Platz ein Fischerparadies sein, aber für die “günstigen” $10 kann man auch so oft und so lange duschen wie man will, wie gesagt nicht immer eine Selbstverständlichkeit. Ein kleiner Abendspaziergang entlang vom Fluss (zu den Duschen eben) stellt die einzige körperliche Leistung des Tages dar, dennoch fallen wir müde in unsere Sandkiste. Diesmal schlafen wir sogar bei offenem Zelt… Der Klimawechsel von gestern auf heute ist doch enorm!
Samstag, 13. Juli 1996
CO 62 W: Dallas Pass, Placerville
CO 145 S: Telluride
Telluride
Wir stehen wieder einmal sehr zeitig auf (6 Uhr). Da das Duschen ja nichts kostet, machen wir in der Früh gleich wieder davon gebrauch. Dann schleppen wir das ganze Frühstücksmaterial händisch vom Auto bis zum Zeltplatz, wobei wir wieder ganz schön ins Schwitzen kommen. Nach dem gemütlichen Frühstück wird wieder eingepackt und Christian fährt los.
Zunächst geht es über den Dallas Pass (2734 m) hinauf, und wieder ganz schön steil hinunter nach Placerville. Da wir in Sachen kitschiger Ferienorte mit Aspen noch nicht genug hatten, fahren wir nun nach Telluride. Der Ort soll (laut Prospekt) einiges historisches an sich haben, aber so berühmt ist es dann doch nicht. Der Ort ist eigentlich klein und bietet nichts wirklich herausragendes. Zu Fuß gäbe es in den Bergen die hier herum stehen (einige 14000er/4000er) sicher einiges zu machen.
Wir fahren noch ans Ortsende (Sackgasse). Dort sollen irgendwo die Bridal Veil Falls (höchster Wasserfall Colorados) zu sehen sein. In der Tat hägen die Wasserschleier weit oben über dem Talschluss. Über eine 4-Wheel-Drive-Road wären sie zu erreichen, doch wir sind nicht wirklich dazu aufgelegt und wollen eigentlich ein gutes Stück weiterkommen.
Etwas außerhalb liegt Telluride Montain Village (“High Telluride”), ein frisch aus dem Boden gestampftes Nobeldorf. Es ist wirklich alles so nobel wie nur möglich aufgezogen: Bei der Einfahrt Wärterhäuschen, aufwendig gepflegte Gartenanlagen, mit Golflöchern dazwischen, sogar mit eingerahmten Verkehrsschildern, Flugplatz usw. Die Lodges (große Hotels) stehen rund um die Einstiegstellen der Gondeln und Sessellifte. Ganz fertig ist es noch nicht, aber im Stadtplan ist schon alles eingetragen. Einen besonderer Lacher kommt uns bei der Baustelle der “Franz Klammer Lodge” aus. Nach einem kurzen Aufenthalt geht es weiter.
Wir verlassen diese unwirkliche Welt und auch die Berge nach SW über den Lizard Head Pass (3115 m).
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