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Im Norden des Grand Canyon
UT 12 W: Red Canyon, Richtung Westen
UT 89 S: Mount Carmel Jct., Kanab
UT 89A S: Fredonia (AZ)
AZ 389 W: Richtung Colorado City
Die weitere Fahrt verläuft so weit ganz gemütlich, es ist trocken, aber wegen der vorhergehenden Regenfälle nicht zu heiß. Zuerst geht es durch den Red Canyon, weiteren schönen roten Schluchten (diesmal aber auf asphaltierter Straße) in ziemlich grüner Umgebung (viel Wald) hinunter ins Sevier River Valley, wo wieder die Steppe vorherrscht. 115km weiter südlich erreichen wir endlich wieder einen Ort mit Geschäft. Dort fallen zwei wichtige Entscheidungen: Erstens wird einmal groß eingekauft, für mindestens vier Tage und Wasser gefasst, was die Kanister und Flaschen die wir haben so schlucken. Das Gleiche gilt für den Tank des Autos.
Die zweite Entscheidung betrifft den Ort, an dem wir den Grand Canyon besuchen wollen. Es ist schon einige Zeit seit Mittag vergangen und der Bryce Canyon hat uns gelehrt, dass man keinen Campingplatz mehr bekommt, wenn man zu spät eintrifft. Bis zum klassischen North-Rim sind es noch 130 kurvige Kilometer und außerdem handelt es sich wieder um eine Sackgasse. Naja und dann gibt es ja noch den Tipp des plauderfreudigen Autohändlers aus Michigan, der uns im Yellowstone NP begegnet ist. Er hat uns von einem tollen Campground erzählt, der über eine Piste, die zwischen Fredonia und St. George nach Süden abzweigt, zu erreichen ist. Na gut, es ist kurz nach 15 Uhr, wir haben eine 1:400000er Karte die sich als weit besser erweisen wird, als sie aussieht und etwa 100km Schotterstraße vor uns. Die Erinnerungen an die Zufahrt zum Bryce Canyon sind verflogen, man bedenke es war ja erst am Vortag…
Am Hwy 389 steht prinzipiell nichts angeschrieben, besonders nach Fredonia, wo wir durch die Kaibab Indian Reservation fahren. Das Gelände ist leicht gewellt, die Straße schnurgerade. Eine Orientierung ist nur mit Kompass und dem Deuten der Trockentäler mit der Wahnsinns-Karte möglich.
Die eingezeichneten Pisten zweigen auch tatsächlich von der Straße ab, das überrascht uns schon einmal eher positiv. Wir wählen die erstmögliche Route und freuen uns über den guten Zustand der Piste und das flotte weiterkommen, auch stimmt nach einigen Kurven noch immer die generelle Richtung. Nach nicht einmal 10km ist es jedoch schlagartig aus mit dem Optimismus. Die Straße führt wieder durch eine Furt. Die Regengüsse der letzten Tage haben ordentlich Schlamm herbeigeschafft, und das Wasser hat sich in der Mitte wieder durch den Sand eingeschnitten. Auch ein Geländewagen wäre hier hoffnungslos überfordert. Also bleibt nur umdrehen.
Laut der Beschreibung unserer Bekanntschaft aus dem Yellowstone Park wäre das die Route gewesen. Aber die Karte verrät noch andere Zufahrten. Also auf zur Nächsten. Diese endet auch sofort mit einem Fahrverbotsschild und dem Hinweis “No Trepassing, Indian Reservation”. Es wird später und ein Umkehren zum North-Rim schon zeitlich undenkbar. Die dritte Zufahrtsmöglichkeit finden wir gar nicht, aber sie würde sowieso wieder durchs Reservat führen. Aus der vierten wird auch nichts, vielleicht haben wir sie auch nur verschlafen, weil die Sonne schon tief steht und wir nach Westen unterwegs sind.
Uinkaret Plateau
AZ Uinkaret Plateau: Tuweep, Vulcans Throne
Kurz vor Colorado City, wo wir spätestens aufgegeben hätten, gibt es wieder ein Abzweigung. Sie entspricht auch der letzten denkbaren Zufahrt zu unserem ersehnten Zielpunkt laut Karte. Es geht dahin, zuerst noch zwischen einzelnen Häusern nach Westen, dann aber über gigantische Weideflächen ausschließlich nach Süden. Die wenigen hölzernen Hinweisschilder weisen auf Namen hin, die uns nichts sagen oder eindeutig falsch sind (Bezeichnungen von Bergen, falsche Richtung etc.). Dieser Umstand wird uns auch später bei der einsamen Ranger-Station bestätigt werden. Natürlich gibt es mehr Pisten, als in der Karte vermerkt sind und es ist immer ein Spiel, wie lange bleiben wir auf der Route, oder wie lange darf sie von der generellen Süd-Richtung abweichen. Die Qualität der Piste ändert sich außerdem häufig und ist alles andere als ausschlaggebend für die Richtigkeit der Route.
Es sind noch 10km bis zum Canyon-Rand und dem Campground dort. Die meisten Campsites liegen etwas vorgelagert und dort scheint jemand zu sein, wir bekommen diese Leute aber nicht mehr zu sehen. Wir peilen den Overlook an, wo sich genau zwei Camp Sites befinden. Es geht bergab und die Straße wird für unser Auto immer bedenklicher. Sie ist zwar diesmal von fester Konsistenz, aber sehr felsig. Ganz langsam, den größten Unebenheiten ausweichend nähern wir uns dem Abgrund, der sich erst langsam vor uns auftut. Endlich am Ziel, sind wir ganz alleine da. Wir hüpfen aus dem Auto und als erstes geht es gleich zum letzten Felsblock hinaus. Es ist unglaublich, wie tief der Canyon ist! Wir schauen 900 Meter in die Tiefe, und weniger als 1.5km liegt der andere Rand gegenüber. Es ist dies der einzige Punkt, wo der Canyon so eng und so tief ist und wo man gleichzeitig das Wasser sieht. Am North- und am South-Rim erreicht er zwar bis 1600 Meter Tiefe, jedoch in Stufen, die es nie so eindrucksvoll machen und besonders ohne den absoluten Tiefpunkt, das Wasser, zu sehen.
Nachdem wir gleich eine Zeit lang staunend am Abgrund gestanden sind, erkunden wir die Umgebung. Man kann noch so sehr am Ende der Welt sein, es ist ein offizieller Campground, also stehern hier zwei Bänke mit Tisch und ein Klo. Dieses wird sogar am nächsten Tag von einem Allrad-Tankwagen entleert. Wir machen uns an die Arbeit, im letzten Tageslicht das Zelt aufzustellen. Als das Zelt einmal steht, versuchen wir es zu verankern. Dabei kommt gerade ein leiser Windhauch auf, und versetzt das Zelt gleich einige Meter in Richtung Abgrund (und wir waren vielleicht 20m daneben). Beim Versuch schnell die Heringe in den Boden zu treiben scheitern wir vorerst einmal. Hier baut man auf reinem Fels unter der dünnen Sandschicht. Also wollen wir Steine zum beschweren auftreiben. Das wird echt schwierig, weil das beförderbare Format einfach nicht verfügbar ist (nur gigantische Trümmer, oder Körner). Also schüren wir das Zelt an, wo es halt geht, zum Teil an reichlich überformatigen Brocken. Froh uns durchgekämpft zu haben, schauen wir noch einmal zu unserem letzten Felsbrocken, der schon über dem Canyon zu schweben scheint, in die Tiefe und essen wieder einmal bei absoluter Dunkelheit. Herrlich ist die Ruhe hier, es ist absolut nichts zu hören. Im Canyon sind vereinzelt Lichter von campierenden Bootsfahrern zu sehen. Sonst sind die einzigen Lichter die Sterne und hier gibt es eine so unglaubliche Menge von Sternen zu sehen, dass man die normalen Sternzeichen fast nicht mehr erkennen kann. Einfach traumhaft.
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