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WY NP-Roads
Von Westen zum Yellowstone Slough Creek
Gut gestärkt fährt Christian weiter. Über einen 2200 Meter hohen Pass mit wunderschöner Landschaft erreichen wir das Waldbrandgebiet von 1988. Zwischen den Resten der verbrannten Bäume sprießt schon wieder fröhlich grün. Weiter unten erreichen wir die West Entrance. Der Verkehr ist plötzlich sehr dicht geworden, und wir müssen schon bei der Einfahrt Schlange stehen, was nichts gutes bedeutet. Vor dem Mt. Haynes (2500 m) stoppen wir kurz beim Madison River.
Kurz vor 10 Uhr erreichen wir das Madison Visitor Center. Eine nette Frau gibt uns weniger nette Auskunft: Der Campingplatz ist voll und die weiteren zentral gelegenen sollen es auch sein. Zwei Campgrounds im Norden könnten noch frei sei. Falls die bei Eintreffen allerdings auch voll sind, stehen wir völlig im Grünen und wild campen ist verboten. Eine andere Alternative wäre der Grand Teton National Park im Süden. Der Yellowstone Park ist mit 9000 km² halt wirklich riesengroß. Wir riskieren es also, die zwei kleinen noch in Frage kommenden Campgrounds im Nordosten anzupeilen. Wir flitzen also durch den Park nach Nordosten, vorbei an Geysieren, Wasserfällen, Wapitiherden, Waldbrandflächen, über einen gewaltigen 2700 Meter hohen Pass, ohne auch nur irgendwo stehen zu bleiben. Allein das dauert über zwei Stunden.
Mehr tot als lebendig erreichen wir das Lamar Valley, auf der anderen Seite des Parks, und über eine Schotterstraße den Slough Creek Camp Ground. Dort belegen wir einen der letzten Zeltplätze. Aber wir können mit dem Platz zufrieden sein. Er liegt unmittelbar neben dem Fluss, wodurch es jedoch sehr viele Mücken gibt. Wir stellen das Zelt auf, kaufen bei der Roosevelt-Lodge Wasser ein (extrem teuer!), und machen uns wieder beim Zelt ein gutes Mittagessen (nur durch Autan versalzen). Dann widmen wir den Rest des Nachmittags dem leichten Schatten einer Lärche. Die letzten 48 Stunden hatten es in sich.
Die Zeit, in der wir nicht gerade schlafen, wird den Tagebuchnotizen oder dem Insektenstudium gewidmet, besonders dem der Bremsen und Gelsen. Die Bremsen sind in Summe weniger aggressiv als in Europa. Die Gelsen sind von der Dummheit mit den nordeuropäischen gleichzusetzen, durch ihr massenhaftes ausgehungertes Auftreten sind sie allerdings höchst unbequeme Musik in unseren Ohren. Christian begegnet diesen Umständen ausgesprochen unökologisch, nämlich gleich doppelt chemisch: Autan für die Haut und Autan zum Besprühen von Gewand und sonstigen Gegenständen. Das Geschmier nützt nur ihm und schaufelt André alles Getier zu, ist aber geruchsmäßig noch erträglich. Daher greift auch André manchmal zu, wenn es besonders schlimm wird. Der Spray scheint aus Ameisensäure und sonstigen Hexenkesselzutaten zu bestehen. Christian besprüht damit oft die ganze Umgebung. Da wir nicht besonders oft in den Genuss von Duschen kommen, ist der liebliche Geruch auch im Zelt vertreten. Süßsaure Träume zum Einschlafen. Aber eine gewisse Wirkung kann man der Chemie nicht abreden. Zwischen diese Insektenschwärme hindurch beobachten wir auch Squirrels und Wapities.
Die Campgrounds sind unbewachte Campingplätze, doch da man in einem National Park ist, gilt es die zugegebenerweise großzügig angelegten vorgegeben Camp Sites zu belegen, und nicht sein Zelt irgendwo hinzustellen. Die Zahl der Campsites scheint das Menschenaufkommmen in den Nationalparks zu beschränken. Das System scheint zu funktionieren, auch wenn manchmal ganze Autokolonnen durch den National Park kriechen. Was die Campgrounds betrifft, so gilt das Motto: Wer zu spät kommt, kann leer ausgehen. Im Sommer kann das in National Parks wie dem Yellowstone schon um 10 Uhr sein.
Am Abend machen wir eine ganz grobe Planung der weiteren Reise. Die Sonne verschwindet langsam hinter den Bergen und wir kriechen unter unserer “Lärche” hervor. Die “Lärche” hat interessanterweise eine Korkrinde.
Wir nehmen unseren Campsite-eigenen Tisch mit Bankerl in Besitz und kochen Produkte der Firma Knorr. Trotz dieser luftiger Höhe (etwa 1980 m) quälen uns Mücken und sonstiges stechendes Getier. Überall stehen Warnschilder, man soll ja kein Essen herumliegen lassen, auch keine Wasserkanister. Es soll alles unsichtbar im Auto verstauen werden, aber auch das ist nicht ganz sicher. In einem Beiblatt zum NP-Plan wird vor den Bären gewarnt. Dort ist ein Foto abgedruckt, auf dem eine unkonventionell geöffnete Autotüre zu sehen ist. Der Bär soll angeblich die Bananen auf der Rückbank im Visier gehabt haben. Am Campground gibt es auch ein große schwarze Metallbox, in der man Essen bärensicher hinterlegen kann. Diese steht allerdings sinnvollerweise mitten in der Lichtung in der prallen Sonne. Also verstauen wir immer alles im Auto, und wenn’s geht, stellen wir das Auto in den Schatten. Es gibt ja hier genügend Bäume. Nach dem Abendmahl gehen wir gleich wieder Schlafen. Das Programm für Sonntag soll dicht werden.
Sonntag 7. Juli 1996
Weil wir ja ausreichend geschlafen haben, stehen wir um Punkt 6 Uhr auf. Nicht einmal zu früh, denn die Sonne ist auch gleich da. Und das ist gut so, denn es ist ganz schön frisch. Am Auto hat sich sogar Reif gebildet. Da bei unserm Zelt noch der Schatten ist, frühstücken wir am Platz des Nachbarn. Auto packen und ab geht’s. Wir haben uns schlicht vorgenommen den gesamten NP inklusive Wanderung an einem Tag hinter uns zu bringen. Man kann ja träumen. Um abends nicht wieder sinnlos herumzukurven nehmen wir den größeren South Loop in Angriff und gleich alles was am Weg dorthin liegt mit. André fährt.
WY NP-Roads Yellowstone NP South Loop
Tower Fall
Der erste Stopp führt uns zu einem kurzen Blick in den Roosevelt-Canyon (Yellowstone River), mit seinen Basaltschichten, die horizontal über den Flußschottern abgelagert sind. Ein kurzes Stück weiter machen wir eine kleine Wanderung beim Tower Fall. Hier mündet ein Zubringer in den tatsächlich etwas gelb wirkenden Fluss. Die Farben stammen von den gelösten Mineralien, die mit dem Wasser aus den Geysiren kommen. An dieser Stelle frisst sich der Yellowstone River durch alte Sinterablagerungen, was steile Ufer hervorruft und den Tower Fall so eindrucksvoll aussehen läßt: Er stürzt nicht nur 42 Meter in die Tiefe, es stehen auch an die 30 Meter hohe Türme herum, die der Abtragung trotzen und alles noch viel höher aussehen lassen. Durch die Morgensonne umgibt ein großer Regenbogen den Wasserfall, ein wunderschönes Bild. Jede Menge Squirrels laufen am Weg herum.
Der Fluss führt hier gerade Hochwasser und schlägelt sich durch einen Wald aus Felszinnen. Ein Bild von Thomas Moran Türme und des Bachs half dabei den U.S. Congress davon zu überzeugen 1872 den Yellowstone als ersten Nationalpark einzurichten.
Mount Washburn
Es ist etwa 8 Uhr und auch die ersten Amerikaner werden munter. Wir schauen weiter zum zentral gelegenen Mount Washburn dessen 3121 Meter wir für einen Rundblick nutzen wollen. Man kann (extrem untypisch) nicht hinauf fahren, also lassen wir das Auto am Dunraven Pass stehen (2697 m). Nach etwa einer Stunde Fußmarsch auf breitem Weg durch Wälder, Schneefelder und am Grat entlang, sind wir oben. Es ist etwas windig, aber wunderschön. Die Gipfelwiese ist kunterbunt und riecht nach den herrlichsten Honigsorten (faszinierend für diese Höhe).
Weniger romantisch wirkt der Aussichtsturm, der allerdings vorm Wind schützt und primär die Funktion einer Feuermeldestelle hat. Von hier oben kann man den gesamten NP überblicken und auch das Ausmaß der Waldbrände abschätzen. Der Yellowstone Park brannte 1988 zu 45% ab. Damals wurde nichts gegen die Flammen unternommen, mit dem Argument, dass die Flammen eine natürliche regulierende Wirkung haben. Die Spuren werden aber noch einige Menschengenerationen sichtbar bleiben. Interessant ist, dass nie ganze Flächen abgebrannt sind, sondern eine Art Fleckerlteppich entstanden ist. Innerhalb der betroffenen Zonen gibt es auch unterschiedlich stark verwüstete Bereiche. Die Baumleichen stehen noch alle. Dadurch hat man mit Blick von oben auf den Nationalpark den Eindruck, es sei nicht so schlimm. Bei der Fahrt durch so ein Gebiet, ist der Eindruck allerdings umso gespenstischer. Das Ganze wird durch dampfende und speiende Löcher noch verstärkt. Besonders weltuntergangsartig wird das Spektakel bei Sonnenuntergang.
Hier heroben ist aber auch der gigantische Weitblick herrlich: Im Westen die bis 3500 Meter hohe Bitterroot Range, im Süden die Tetons und die Caldera mit dem Yellowstone Lake, im Osten die Rockies-Ausläufer und im Norden in die Ebene hinaus. Der Moment war uns eine Packung Mannerschnitten wert. Wir tratschen kurz mit ein paar Deutschen, die sich auch hier herauf verirrt haben. Im Hinblick aufs Tagesprogramm schauen wir aber, dass wir wieder hinunter kommen. André fühlt sich nun nach der aus Canada eingeschleppten Krankheit endlich wieder vollständig fit.
Zu Mittag kommen wir wieder zum Auto, fahren ein Stück bis zu einem netten Picknick-Platz, wo wir gemütlich Mittagessen. Der National Park ist wirklich riesengroß und so lässt es sich nicht vermeiden, dass wir auch einmal tanken. Wir schlucken die bittere Pille (ausnahmsweise europäische Preisverhältnisse) an der Kreuzung beim Canyon Village und hoffen, damit bis Jackson (im Süden der großen Parks) durchzukommen.
Yellowstone River Falls
Der nächste große Höhepunkt ist der Grand Canyon of the Yellowstone. Ein erster Einblick in den tatsächlichen Canyon bietet sich vom Inspiration Point (Canyon Village) aus: 400m tief und oben 460m breit. Die Felsen sind zwischen tief rot und gelb gefärbt, der Himmel ist blau, das Wasser grün, ein Traum. Der Yellowstone River führt ebenfalls starkes Hochwasser. Das macht die nun folgenden Wasserfälle um so eindrucksvoller. Auf keiner Ansichtskarte oder anderen Abbildung des Lower Fall haben wir jemals so mächtige Wassermengen gesehen, wie sie sich bei uns über die 94m hinunterstürzen.
Mit der fortschreitenden Zeit im Nacken, lassen wir einige Overlooks oder Rims aus. Außerdem ist hier relativ viel los. Selbst die gehfaulen Amerikaner gehen zu weiter von der Straße entfernten Punkten vor. Wir gehen den schön ausgebauten Weg hinunter zur Kante des Lower Fall. Dort schießt das Wasser horizontal über die Stufe hinweg in die Tiefe. Bei diesem Anblick stehen wir ein Randl ganz fasziniert davor. Weiter Flussaufwärts, nach einigen Stromschnellen, folgt der mit 33m weniger hohe Upper Fall, die Stromschnellen davor wirken dank des Hochwassers aber ebenfalls sehr spektakulär.
Im Oberlauf mäandriert der Yellowstone River durch die Caldera. Bei unserem Besuch ist die Ebene fast völlig überschwemmt, nur die Vegetation deutet die normalen Flussschlingen an. Hier schaut es noch recht friedlich, satt und grün aus, ein paar Büffel grasen vor sich hin.
Mud Vulcano Area
Die nächsten Weltwunder nahen schon. Es dampft aus der Erde und stinkt penetrant nach Schwefel. Die verschiedenen Spei-Löcher haben die giftigsten Namen:
Sulfur Caldron ist eine Hohlform mit verschiedenen Quellen extrem saurer Flüssigkeit (pH 1.2, wie Batterieflüssigkeit). Der hohe Schwefel-Gehalt macht die gelbe Farbe aus. Im Hintergrund sieht man noch andere Öffnungen. In einem 50m-Umkreis scheint es kaum Lebensformen zu geben.
Der Mud Geyser schaut aus, wie ein riesiger Kochtopf. Allerdings kocht hier das Wasser nicht, es steigt lediglich CO2 aus dem Erdinneren auf.
Beim Black Dragons Caldron schwankt der Wasserspiegel extrem. Vor 1948 war hier nur Wald. Seit damals ist die Quelle etwa 60m seitwärts gewandert und hat ein großes Becken geschaffen. Die dunkle Farbe des Schlamms ergibt sich durch Eisenschwefelkomponenten. So wie dieser Caldron unterliegen auch alle anderen Speilöcher Änderungen in Aktivität und Zusammensetztung in 10 Jahresabschnitten.
Beim Dragons Mouth kommen nur sehr schräge Geräusche aus einer Felsspalte.
Gespeit wird so ziemlich alles: Wasserdampf, mit verschiedenen Gas-Zusätzen, Wasser (interessanterweise immer klar), bis hin zu verschiedenfarbigem Schlamm. Manche erzeugen dabei auch noch recht furchterregende Töne. Klein gehaltene Schilder deuten darauf hin, dass es “unlawful” sei, die Holzstege zu verlassen. Dass solche Aktionen eher “lebensgefährlich” sind, steht nur im Kleingedruckten einiger Broschüren. Die Tierwelt lässt sich von dem Höllenspektakel nicht abschrecken. Büffel und anderes Getier hinterlassen jede Menge Spuren im Schlamm nahe der giftigen Verbindungen zum Erdinneren. Manche zahlen dabei auch drauf: Knochen kugeln herum, in manchen Töpfen schwimmt sogar fertig gekochtes.
Yellowstone Lake
Als nächstes kommen wir zum endlich wieder völlig normal wirkenden Yellowstone Lake. Er ist allerdings riesengroß (22 x 30 km) und eiskalt (liegt ja auch auf 2357 m Höhe). Wenn man dann noch davon absieht, dass er eine Caldera erfüllt, kann man sich mental von der unwirklich wirkenden Show vorher erholen. Im Lake Village kaufen wir recht teuer ein. Christian kann es auch nicht lassen hier ein der Farbenlehre und -ästhetik absolut widersprechendes T-Shirt zu kaufen.
West Thumb Geysir Basin
Wir fahren weiter das West-Ufer des Sees entlang, und kommen zum West Thumb Geysir Basin. Einer der vielen “Arme” und “Daumen des Yellowstone Lakes. Die Geysire liegen hier nur wenig über dem Seeniveau und riechen angenehmerweise ganz neutral. Es handelt sich großteils um stark kalkgesättigtes kochendes Wasser, das in Trichtern emporkommt. Am Rand dieser Öffnungen scheidet sich sofort Sinter ab. Somit wächst eine große Kalkfläche, mit Röhren in denen das Wasser immer höher steigen muss. Der Grand Canyon of the Yellowstone schneidet sich zum Teil auch durch so eine große Kalkausscheidungsfläche.
Old Faithfull im Upper Geysir Basin
Weiter geht es nach Westen, gleich ein paar mal über die (den Amerikanern wichtige) Continental Divide. Diese Grenze ist prinzipiell überall gekennzeichnet und somit ein guter Anhaltspunkt. Wir kommen zur größten Geysir-Bassin-Anhäufung, mit dem einen Wahrzeichen des Nationalparks: Dem “Old Faithful”. Den kennen anscheinend wirklich alle. Die zweispurige Einbahnstraße führt zu einem riesigen Parkplatz. Eine gewaltige Menschenmenge wartet schon auf das alle 75 Minuten eintretende Ereignis. Wir kommen pünktlich, wie zu fast allen Geysirausbrüchen (auch jene, die nur alle paar Stunden etwas spucken). Der Old Faithful bringt es auf 1 bis 5 Minuten auf ca. 20000 Liter kochendes Wasser, die er bis auf 55 Meter in die Höhe schießt. Anschließend machen wir noch eine kleine Wanderung zu anderen, “einfachen”, Quelltöpfen, ähnlich wie am West Thumb. Es stinkt pestialisch und langsam wird es spät. Und wir müde.
Trotzdem geht es weiter – vorbei an der großen Wanne des Bisquit Basins. Die Sonne neigt sich schon als wir das Midway Geyser Basin erreichen. Das macht die Farben aber um so eindrucksvoller. Blauklares kochendes Wasser erzeugt Wasserdampf, der interessante Heiligenscheine (Aura) im Sonnenlicht erzeugt. Hier kann man das Kalkauscheiden genau beobachten: Das Wasser fließt hier sehr flach ab. Vorerst bilden sich winzige weiße Terrassen, da siedet das Wasser noch. Sobald es etwas abkühlt, wird es von Bakterien besiedelt: Die Farbe ändert sich mit der Abnahme der Temperatur von weiß nach gelb, orange, rot und braun. Hat es endlich eine Temperatur, wo man auch die Hand hineinstecken kann, schlagen gelb-grüne Algen zu.
Midway and Lower Geysir Basin
Am Firehole Drive erleben wir wieder unser besonders Glück, dass die Geysire dann ihr bestes geben, wenn wir ankommen. Hier haben wir sogar die Qual der Wahl zwischen Great Fountain und White Tower (zwei sehr selten ausbrechenden Geysiren). Gerade beim Sonnenuntergang kommen wir zum Lower Geyser Basin, wo sich tolle Farben im Point-Pot (einem Dauerspeier) ergeben. Die Fountain Group bricht auch gerade vor den letzten Sonnenstrahlen aus. Hier sind auch eindrucksvolle Schlammlöcher (Fountain Paint Pot), zu denen wir am nächsten Tag noch schnell einen Abstecher machen möchten, da von den Farben nicht mehr so viel zu sehen ist.
Am Abend zurück nach Norden
Ganz können wir den Kreis nicht so schließen, wie wir uns das vorgestellt hatten. So fahren wir eben bei einbrechender Nacht zurück zu unserem Zelt im Nordosten. Zum Glück befinden wir uns ja gerade im südwestlichen Teil des Parks. Die Fahrt wird aber noch recht interessant. Kurz vorm Gibbon-Canyon treffen wir auf eine große Bison-Herde, die mitten auf der Straße dahertrabt. Die Viecher schauen ganz schön grimmig drein, und rennen da ganz schön knapp neben dem Auto vorbei. Beim Norris-Geyser Basin wirkt das fahle Licht, die zum Teil abgebrannten Waldflächen und die vereinzelten Geysire zu einem sehr gruseligen Spektakel zusammen. Das ist uns sogar einen kurzen Aufenthalt wert!
Als es völlig finster ist, geht es wieder über den steilen und kurvigen Duraven Pass. Wir sind doch nicht ganz die einzigen, die noch zu so später Zeit unterwegs sind. Vor uns ein paar Autos. Unser Vordermann weist ein höchst merkwürdiges Fahrverhalten auf: Er steht fast immer auf der Bremse, auch wenn es bergauf geht… Wir dachten halt, der Bremslichtkontakt ist defekt. Fast im Tal angekommen, legt er aber urplötzlich eine Vollbremsung hin (alle Räder blockieren). Christian merkt es zum Glück rechtzeitig, so dass wir nicht auffahren. Wir bleiben auch stehen. Ein total verzweifelter Mann steigt aus, seine Frau stammelt etwas von den “Brakes”. Als sie dieses Wort ausspricht, wird André sofort klar, dass es Franzosen sind. Da sie alle total durcheinander sind, setzt sich André ins Auto, und testet einmal die Bremsen aus. Sie zeigen überhaupt keine Wirkung, nur die Handbremse werkt so lala. André möchte dann mit ihrem Wagen zur nächsten Lodge fahren, da er meint, schon Erfahrung mit toten Bremsen zu haben. Beim Anrollen wird ihm allerdings der Zusammenhang zwischen Bremse und Automatikgetriebe klar und auch ihm kommt das Schaudern: Es gibt ja keine Motorbremse und den Berggang kann man nur bei funktionierenden Bremsen einlegen… Pfui, Gott sei Dank erreichen wir schon nach kurzer Strecke das Ziel (Roosevelt Station). André ist auch schon schweißgebadet. Erschöpft kommen wir zum Campground. Essen noch im Auto, wo uns zu Mitternacht der Ranger besucht. Dann kriechen wir mit letzter Kraft in unser Zelt und fallen tot um, der Wecker steht wieder auf 6.05 Uhr, wir müssen das Tageslicht ausnützen.
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