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Donnerstag, 16. Juli 1996
Bryce Canyon
In der Früh ist es noch bewölkt, aber die Verhältnisse bessern sich im Laufe des Vormittags. Der Bryce Canyon NP hat den Haken, dass man nicht durchfahren kann. Insgesamt wären also 40km nach Süden zu fahren und dann alles wieder zurück nach Norden. Weiters handelt es sich keineswegs um einen Canyon (Schlucht), auch die Rangers sind in ihren Prospekten so ehrlich und geben das sofort zu. Es handelt sich eigentlich um eine nach Osten abfallende Geländekante, die besondere Erosionsformen in den wunderschön bunten söhligen Kalkbänken aufweist. Es bleiben Rücken, Riegel und Türme (Hoodoos) stehen. Auf den ersten Blick würde man es nie als Kalk erkennen, denn das Gestein ist zu heterogen und wirkt brüchig, um irgendwelche Karstformen auszubilden.
Unzählige Outlook Points gestatten Einblicke in den fast endlosen Felsenwald. Einige Trails führen auch mittendurch. Am Sunrise Point (die Sonne versteckt sich noch hinter einem Wolkenschleier) begeben wir uns gleich auf die Wanderung hinab in den Queens Garden und begutachten die komischen Hoodoos aus der Nähe. So brüchig sie auch aussehen mögen, sie sind extrem stabil. Es ist ihnen kein Bröselchen zu entreißen, so sehr wir auch darauf herumhämmern. Faszinierend sind auch die alten Föhren, die zwischen diesen wilden Felsnadeln wachsen. Unbequem ist die Tatsache, dass wir zum Auto wieder aufsteigen müssen. Wir sind wirklich gehfaul geworden, außerdem ist die Sonne wieder voll herausgekommen und wir schwitzen nicht schlecht.
Wie sich nachträglich noch herausstellen wird, hat der Park eine weitere Eigenheit: Frauen fasziniert das Naturspektakel viel mehr als Männer. Die Gründe dafür mag sich jeder selbst zurechtlegen… Beim Bryce Point stehen wir aber auch ein Randl da und finden die Schönheit fast unwirklich. Schön ist auch der Inspiration Point, der Paria View, Swamp Canyon, Piracy Point… Wir sehen auch einen Teil der Piste, die uns gestern noch wildes Kopfzerbrechen bereitet hat unten in der Ferne.
Die turmdurchsetzten Schluchten mit den Bäumen und Kalkschotterbetten bilden ein herrliches Farbenspiel. Mancherorts sehen die Felswände wie Schweizerkäse durchlöchert aus. Die Outlooks bieten zwar alle andere Einblicke, aber irgendwie sind wir nach der Hälfte gesättigt. Wir schauen noch bis zur Natural Bridge (immerhin schon 8819 ft hoch!) und drehen dann ohne lange zu debattieren um. Wir sind uns einig, dass wir weiterschauen wollen.
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