Hope und Okanagan Valley

zurück - index - weiter

Fahrt Vancouver – Hope

Hwy 1 East, Hwy 3 East

Es geht zuerst unseren Broadway und diversen Verlängerungen entlang nach Westen und gleich auf den Canada-Hwy 1 East. Dabei verursacht der Adlerbus ein kurzzeitiges Verkehrschaos, indem er beim Linksabbiegen den Verkehr auf einer dreispurigen Strasse lahmlegt. Aber die Amerikaner sind nicht so nervöse Autofahrer. Wir fragen uns, was das in Wien für ein Hupkonzert gegeben hätte.
Wir verlassen Vancouver über eine große Brücke, die den Fraser River bei Queens Beach quert. In diesem Bereich ist der Fluss etwa 1 km breit und die Wasserfläche wird für die Holzdrift genutzt. Der Hochwasserzustand begründet sich durch längere Regenfälle und verspätet eingesetzter Schneeschmelze.

Der Hwy 1 (Trans-Canada Highway) folgt dem Tal des Fraser Rivers, das hier einen sehr breiten Talboden aufweist. Neben dem Okanagan Valley weiter östlich ist dieses Tal der einzige größere Bereich BCs, der für die Landwirtschaft (Gemüse, Hopfen, etc.) tauglich ist. Nach Abbotsford und Chilliwack endet die dichtere Besiedlung, der Verkehr nimmt auch schlagartig ab. Interessant ist auch die Nutzung des Highways als Radweg (Probleme gibt es nur bei den Auf- und Abfahrten). Abzweigung auf den BC-Hwy 3 East (Crowsnest Hwy) in Hope. Wir gewinnen sofort an Höhe und nach 20 km gibt es den ersten Stopp beim Hope-Slide.

Hope-Slide

Am 9. 1. 1965 ereignete sich etwa 20 km östlich von Hope am Hwy 3 ein Bergsturz, der die Straße von einer Länge von 3 km zerstörte. Die 46 mio m³ Gesteinsmassen stauten den Sumalo River auf und bildeten den Lake Outram. Auslösendes Element war ein kleines Erdbeben, die laut Literatur im Postglazial immer wieder aufgetreten sein sollen. Die Gesteinslage war prädestiniert für Hangrutschungen bzw. Bergstürze: im Isoklinalhang ist der Schichteinfall parallel zur Hanglage, die ohnehin recht saiger ist und knapp 1500 m Höhendifferenz aufweist. Aufgebaut ist der Hang von metamorphen Gesteinen (darunter: Glimmer, Glimmerschiefer, Gneise).

Nach 30 Jahren, wirkt die aufkommende Vegetation noch immer recht dürftig (Pioniergewächse und Erlen). Es gibt kaum Bodenbildung auf den Schuttflächen und auch keine Anzeichen einer Besiedlung in der Abbruchnische. Der aufgestaute See mündet heute in den Oberlauf des Skagit Rivers, der später Richtung Süden (Washington, USA) abzweigt. Möglicherweise wurde durch den Bergsturz aber die Wasserscheide verlegt.

Hope Slide am Hwy 3

Fahrt ins Okanagan Valley

Mit dem Hope-Slide gelangt man in den Manning Provincial Park, einem Wintersport-Erholungsraum für das Southern Fraser Valley. Naturschutzfunktion ruft die Bezeichnung Provincial Park nur im geringen Maße hervor. Nach dem Vorbild der US-amerikanischen State Parks oder Recreation Areas soll die Natur wohl geschützt werden, aber ohne Qualitätsverlust für die Gäste. Hierzu sei auch bemerkt, daß Kanadier und Amerikaner stark naturverbunden sind: Viel mehr als bei uns sind sie mit Campingwagen und -trailer, aber auch mit dem Zelt und Auto unterwegs. In diesem Manning Provincial Park gibt es neben Hotels eine gute touristische Infrastruktur: 5 Naturlehrpfade, 18 Wanderwege, weiters werden Sportfischen, Kanu- und Kajakfahrten, Reitausflüge, und Motorschlittenfahrten angeboten. Es gibt 80 km Langlaufloipen und 2 Sessellifte für Schiabfahrten.

Erstmals finden wir den typisch kanadischen Wald, wie man sich ihn vorstellt:

  • Douglas-fir (Pseudotsuga menziesii) = Douglasienart
  • Western Red Cedar (Thuja plicata) = Riesentuje
  • Western Hemlock (Tsuga heterophylla)
  • Subalpin Fir (Abies lasiocarpa) = Rotfichte
  • Engelmann Spruce (Picea engelmanni) = Fichtenart
  • Lodgepole Pine (Pinus contorta) = Drehkiefer (typischer hoher und extrem spitzer Wuchs)
  • Black Cottonwood (Populus trichocarpa) = einzige Laubbaumart: Pappelart

Erst ab dem Allison Pass (1352 m) überschreiten wir die Wetterscheide, und damit kommt es zu deutlichen Veränderungen. Der Wald schaut kränklich aus (rotbraune Färbung der Kiefer und Fichten), weniger üppige, trockenere Vegetation tritt auf. Außerdem finden wir großflächige Kahlschläge, wobei auf Tafeln darauf hingewiesen wird, daß diese Kahlschläge wegen Schädlingsbefall durchgeführt werden.

Über den Sunday Summit (1283 m) gelangen wir nach Princeton am Similkameen River, eine unerwartet trockene unf trostlose Gegend. Es wird Weidewirtschaft betrieben, jedoch auch hierfür ist Bewässerung nötig. Wir bleiben im Tal des Similkameen bis Keremeos. Dazwischen durchqueren wir das Chuchuwayha Indian Reservat, wo wir aber nicht viel entdecken, was an Indianer erinnern könnte. Es sind vielmehr arme Hütten und hie und da ein Verkaufsstand für Native-Erzeugnisse. Auffallend sind die dunklen, bis schwarzen Schuttfächer die von den kaum bewachsenen Seitenhängen herunterziehen. Wahrscheinlich sind für die Farbe Flechten oder Moose verantwortlich.

Zur Lunchtime wird ein nettes Restaurant entdeckt, zum Glück haben wir nicht das erstbeste Fast Food Restaurant genommen. Das Essen war traumhaft: Gemüsesuppe und Sandwich, aber mit einem Haufen Beilagen, z. B. Pommes aus halben Erdäpfeln).

Weiter geht es bis Chopaka (knapp an der Grenze zur USA), von wo wir über den Richter Pass (682 m) ins Okanagan Valley gelangen. Oberhalb des Osoyoos Lakes gibt es einen schönen Überblick über das Tal. Der Talboden ist weitaus schmäler als der des Fraser Valleys. Doch wird hier jeder Quadratmeter für bewässerte Obstplantagen genutzt. Die Talhänge lassen einen sehr steppenähnlichen Eindruck aufkommen: Sagebrush, braune Wiesen, kaum Bäume. Vor allem Äpfel gedeihen recht gut (Okanagan Cider). Uns sind vor allem die reifen Kirschbäume aufgefallen, außerdem gibt es Pfirsiche, Pflaumen und Wein wird angebaut. Letzterer mundet uns aber nicht so wie der kalifornische aus dem Liquor Store! Zum Abwenden der für die Plantagen besonders im Frühling gefährlichen Kaltluftseen sind auf den Feldern große Ventilatoren aufgestellt, die künstlich wärmere und kältere Luft vermengen sollen.

Hwy 3a und Skaha Lake: Blick ins Okanagan Valley

Gruppenphoto beim Skaha Lake: André, Baumi, Eva, Lemmi, Christine, Berthold, etc…

Penticton

Schliesslich erreichen wir Penticton, das genau zwischen dem “kleinen” Lake Skaha und dem grossen Okanagan Lake liegt. Der Name Penticton kommt von dem Ausdruck “Pen Tak Tin” der Salish Indianer, was soviel bedeutet wie “in Platz, an dem man immer bleiben kann”.

Grillen beim Bel Air Motel

Die erste Tagesetappe war durchschnittlicher Länge (genau 465 km), wir sind bei einem fast klassischen Motel angekommen (es hatte ein Obergeschoss), mit netten kleinen Swimmingpool und Whirlpool. Diese wurden nach kurzer Denkpause (steht uns denn soviel Luxus überhaupt zu?) in Angriff genommen. Es gab auch etwas zweites verlockendes: Zwei grosse Griller. Ohne einen offiziellen Beschluss war klar dass diese in Betrieb genommen werden mussten. Ein Trupp machte sich auf und ging Einkaufen. Das zunächst sehr einfach erschien, da es neben der Strasse einen Supermarkt neben dem anderen gab, tatsächlich streikte aber die grösste Supermarktkette gerade, somit war nur ein einziger offen. Dort musste buchstäblich alles besorgt werden (die Organisation war beinahe zum Scheitern verurteilt. Fleisch, Gewürze, Plastikgeschirr, Beilagen (natürlich alles fertig, wir konnten ja nicht einmal etwas anrichten…), das Fleisch gleich kiloweise, ganz im amerikanischen Stil und die restlichen Notwendigkeiten. Problematischer war es mit den alkoholischen Getränken; im Supermarkt dürfen nur 0,5% Vol. vorrätig sein. Man machte einen Liquor Store ausfindig, doch dort schreckten zuerst die Preise ab. Wir gewöhnten und jedoch recht schnell, es wurde bald nach Essensbeginn Nachschub besorgt. Erst nach deutlicher Ausweisung (Reisepass) durften wir unsere 4 Weinbotteln (brav in Papiersäcken eingepackt) mitnehmen! Im übrigen blieben wir die restlichen drei Wochen auch nicht am Trockenen.

Der Kalorienumsatz war gewaltig, es gab auch eine (optisch etwas heikle – naja, mit den vorhandenen Geräten sprich Schweizermesser, Pappendeckel, u.s.w. erstellte) Nutella-M&Ms-Torte für das Geburtstagskind Elisabeth. Auch sonst war so ziemlich alles in Butter. Das am Abend durchgeführte Laurentia-Tanzen sollte uns die nächsten Tage ein eigenartiges Gefühl in den Beinen verschaffen. Wir waren ziemlich lange auf (und laut), man versuchte uns bereits mit allen Mitteln zu vertreiben (Licht ab, Sprenkleranlage auf, etc…).

Um dem Markus-Barbara-Pärchen zu entkommen, übersiedle André zu Christian, Lemmi und Markus, etwas zum Leidwesen Geralds, aber man kann nicht alle glücklich machen… An die eine Decke pro zwei Mann mit mussten sich einige erst gewöhnen.

Grillen im Bel Air Motel in Penticton: Im Bild: Lemmi, Christine, Moni, Tina, Gudrun, Karin, Sabine.

zurück - index - weiter

No Comments

Leave a Comment

This site uses Akismet to reduce spam. Learn how your comment data is processed.