Okanagan Valley – Revelstoke

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Freitag, 14. Juni 1996

Morgens

Um 07:30 ging es gemütlich [Text Christian] raus aus den Federn, naja hätte auch später werden können… [Ergänzung André] Zum Frühstück begeben wir uns nach einem Stückchen Fahrt in ein etwas nobleres Family-Restaurant als in Vancouver. Es gab allerdings auch schon die Idee am Zimmer zu frühstücken, allerdings fehlten noch ein paar Ingredienzen wie z. B. Milch und cereals. Christian probierte seinen ersten Muffin aus (dieser wurde immer mehr im Mund), erstaunt war er über die frische Milch, die es gab! Besser als österreichische Packelmilch! Um 09:00 ging es los.

Weiter im Okanagan Valley

Hwy 97 Nord

Den Großteil des Tages fahren wir das große Tal Richtung Norden. Es besteht aus einer Aneinanderreihung von großen langgestreckten Seen: Osoyoos Lake, Skaha Lake, Okanagan Lake (120 km lang, bis 5 km breit), etc. Dieses Seenmuster setzt sich in kleinerer und größerer Form nordwärts und ostwärts fort. Am südwestlichen Ufer des Okanagan Lakes sieht man hohe Erdpyramiden, die auf 50 bis 60 m mächtige pleistozäne Seesedimente schließen lassen. Der Wasserspiegel des Eisstausees muß somit früher viel höher gelegen sein. Die Ablagerungen sind in den verschiedenen Seebecken unterschiedlich mächtig, am südlichen Osoyoos Lake 30-40 m, am kleineren Skaha Lake bis zu 100 m.

Erdpyramiden in Seeablagerungen am rechten Ufer

Das Gebiet war mehrmals vergletschert. Es sind jedoch nur mehr die letzten zwei Vergletscherungen nachweisbar (etwa Riß und Würm). Ältere Ablagerungen wurden nur weiter im Osten bei der Inlandvergletscherung entdeckt. Meistens war hier der Gletscherfluß nord/süd-orientiert. Nach Osten gab es Vereinigungen mit der Inlandvergletscherung, nach Süden hin existierte keine flächige Vergletscherung. Nach dem Abschmelzen der Gletscher waren die Täler häufig durch Seen verbunden. Erst später entstand durch die Umkehrung des Entwässerungssystems ein Rückgang der Seen. Von damals stammen die Seetone.

Wie schon beschrieben, ist es am Weg nach Osten trockener geworden, dies wird in Richtung Süden (Osoyoos Lake, 270 m Seehöhe an der Grenze zu den USA) noch extremer. Es gibt nur mehr 100-200 mm Niederschlag und die für Trockengebiete typische Vegetation tritt an die Stelle der Nadelwälder. Besonders markant ist der strauchartige Sagebrush (Beifuß), ein dem Lavendel ähnelndes holziges Artemisia-Gewächs. Die Temperatur erreicht Extremwerte 40-50°C im Sommer, und bis zu -30°C im Jänner, trotzdem gibt es 130-180 frostfreie Tage im Jahr. (Breitenlage: 50° N). Wegen dem angenehmen Klima waren hier schon die Indianer sehr stark vertreten. Die Hudson Bay Companie betrieb hier Viehzucht. Seit etwa 1910 werden intensiv Obst und Wein angebaut, natürlich nur mit Hilfe von Bewässerung. Die ersten Obstbäume im Okanagan Valley wurden übrigens von einem österreichischem Rancher und einem böhmischen Priester gepflanzt. Letzterer begründete 1859 die erste europäische Dauersiedlung im Tal.

Klimabedingt boomt auch der Tourismus im Tal (es wird das Tessin Kanadas genannt). Kelowna (340 m, heute 80.000 Einwohner) weist über 2000 Stunden Sonnenscheindauer pro Jahr auf (für Weinbau mindestens 1700 Stunden notwendig), der große Okanagan Lake hat gute 24°C im Sommer und im Winter ist schifahren möglich. Heute sieht das Tal aus wie ein alter Siedlungsraum, der mit vollkommener Infrastruktur ausgestattet ist. Zu bedenken ist jedoch, daß das Gebiet noch vor 150 Jahren vollständig unerschlossen war, es lebten nur die Indianer hier.

Mission Hill Vineyards

Wir befinden uns bei Westbank, ca. 25km SW von Kelowna.

Besuch einer kommerziellen Grosswinzerei wie sie bei uns nur bei Winzergenossenschaften entstehen. Es werden, laut eigener Aussage “hochqualitative” Weine erzeugt, und dies in rauhen Mengen. Der Leiter des Unternehmens kommt aus Neuseeland. Dort konnten in den letzten 15 Jahren Erfahrungen gesammelt werden, die nun im neuen Weinland Kanada zur Anwendung gebracht werden.

Klimabedingt werden hauptsächlich Weißweine (Riesling, Chardonnay) erzeugt, der Rotanteil erreicht nur selten 40%. 90% der Trauben stammen aus dem Okanagan Valley, die restlichen 10%, meist rote Trauben, werden importiert.

Der Werdegang ist quasi industriell organisiert, nichts wird dem Zufall überlassen und es werden immer die neuesten Erkenntnisse in den Herstellungsprozess miteinbezogen. Bei der anschließenden Verkostung wird sehr auf die Etikette geachtet und auf errungene Preise hingewiesen, doch konnte dies nicht über die Tatsache hinwegtäuschen, daß die kanadischen Weine nicht mit jenen des weitaus günstiger gelegenen Napa Valley in Kalifornien konkurrieren können, auch nicht mit einem guten Wachauer.

Okanagan Lake: Sehr trockene Gegend, aber das soll ja dem Wein zugute kommen. Beider Weinverkostung war der Wein nicht ganz unser Geschmack (sehr trocken).

Zur geologisch-physiogeographischen Lage des Westen

Die Gebirgszüge im Westen des amerikanischen Kontinents entstehen durch das Konvergieren der Pazifischen und Amerikanischen Platte schon ab dem Jura. Dabei werden kleine intermontane Terrains und Inselbögen der ozeanischen Platte abgeschoren und überschoben, was ein hoch kompliziertes Muster ergibt.

  • Dem Festland vorgelagert ist der Insula Belt mit Vancouver Island.
  • Andere Strukturen weisen die Western Ranges mit den Coast Mountains und den Cascades auf. Sie beherbergen Fossilien, die aus größerer Entfernung stammen (über 1000 km, tropisch). Weiters herrscht hier noch aktiver Vulkanismus vor, der auf die Subduktion der ozeanischen Platte zurückzuführen ist (Es gibt sieben große Vulkane deren Aschen bei jedem Ausbruch nach Nordosten befördert und sorgten so für fruchtbare Böden. Ausbruch des Mt. St. Helens 1980).
  • Weiter im Osten folgt ein breiter flacherer intermontaner Bereich.
  • Die Rockies sind die letzte große Erhebung (mit Foothills) vor den weiten Interior Plains. Die kanadischen Rockies entstanden durch das Zusammenpressen von Gesteinsgürteln, ähnlich den Alpen aber in WE-Richtung.

Lunch am Kalamalta Lake

Zuerst ein Überfall auf einen grossen amerikanischen Supermarkt: die Canadier waren unglaublich erstaunt über die schönen österreichischen Banknoten, die kanadischen sind ja wirklich etwas einfärbig und vor allem alle gleich gross. Wir plauderten ein wenig mit Verkäuferinnen. Wieder stellten sie sich als sehr unkompliziert und nett heraus. Weiter geht es über eine grosse Pontonbrücke nach Kelowna und wir jausnen am Ufer des Kalamalta Lake. Es ist noch immer sehr warm und die Luft trocken. Obwohl die Sicht klar ist, hat man immer den Eindruck es sei alles zu hell und überbelichtet (interessant, wie sich manchmal der Weingenuss auswirken kann?) Der Photoapparat hat’s überrissen und schneller belichtet.

Hwy 1 East

Nördlich von Vernon, nach dem Swan Lake gewinnt man zwar kaum an Höhe, es wird aber feuchter und die Vegetation üppiger. Die Viehzucht überwiegt hier als Nutzungsform im Tal. Schließlich erreichen wir beim Shushwap Lake (auch ein tälerverbindender See) wieder den Interstate Hwy 1, und die Landwirtschaft wird zusehens vom Wald an den Talhängen abgelöst – auch große Kahlschlagflächen treten wieder auf. In Sicamous bewundern wir bei einer Pause die Riesentujen aus der Nähe. Hier sieht man auch schon die schneebedeckten Berge der Monashee Mountains hervorragen. („Monashee“ bedeutet „Berge des Friedens“)
Ab Sicamous und bis zu den Interior Plains in Alberta folgt der Hwy 1 dem Canadian Pacific Railway, der in den 1880er über bzw. durch die Rockies gelegt wurde, auf der einfachsten Strecke und mit den tiefsten Pässen, immerhin 325 km durch höchst alpines Gelände.

In Malakwa machen wir eine längere Pause bei einem wilden Cafe. Stehen mitten am Hwy (auf dem breiten Wiesenstreifen zwischen den Spuren) und geniessen das Vorbeidonnern der Trucks. Spielen mit dem neu gekauften Ball ein wenig. Erst um 17:00 gehts weiter in die Berge.

Entlang dem Eagle River geht es zum Eagle Pass, der erst 1865 von einem Weissen (Walter Moberly) entdeckt wurde. Es ist der niedrigste Übergang über die Monashee Mountains.

Revelstoke

Ein abwechslungsreicher Tag geht zu Ende, und doch sind manche leicht enttäuscht als wir in Revelstoke ankommen (17:45). Die Bahn donnert neben den Zimmern vorbei (wir verbrachten einige Minuten mit Zählen der Waggons – 2 Loks vorne, dann ca. 40 Waggons, dann wieder 2 Loks, wieder 40 Waggons – die Spur wirkt ziemlich normal gross, aber die Waggons sind schon grösser als daheim), ausserdem haben wir Blick auf eine Station der Mounties, und der Pool ist nicht gefüllt! Wir sind eindeutig schon verwöhnt und resignieren beim Gedanken, dass es ab jetzt eben nicht mehr so nobel weitergehen wird. Doch Irrtum, es sollte wirklich das schäbigste Hotel von allen sein. Objektiv gesehen war es trotzdem recht passabel (schliesslich waren hier die Fenster noch zu öffnen).

Der Ort liegt mitten in den Bergen, rundum stehen die schneebedeckten Spitzen. Der Ortskern sollte recht weit weg vom Hotel liegen, also fuhren wir mit den Vans hinein. Zwei mal ums Eck. Über dem Ort ging gerade die Sonne unter. Spezielles Merkmal: es war nicht viel mehr als eine kurze Hauptstrasse (zur Hälfte Fussgängerzone) mit zwei Quergassen. Aber mit Kino und zwei italienische Restaurants auf die sich unsere Gruppe nach langem hin und her aufteilte. Wir unterhalten uns kurz aber nett mit ein paar Jugendlichen. Diese jammern, dass es hier so öd sei. Beim italienischen Essen fällt wieder auf: Riesenportionen, gratis Eiswasser (etwas verchlort) dabei, auch Salat. Spaghetti mit all dem Rundherum um CDN5.

Am Rückweg verloren sich einige in einem Pub, einige beim Telephonieren, andere in fremden Zimmern. Ausserdem gab’s noch Bier vom Vortag. Ab Revelstoke unterliegt die allgemeine Verwaltung der höherprozentigen Getränke Martin und André, was nicht unbedingt eindeutig gerecht war, aber immerhin bekam jeder etwas der danach fragte. Eine kurze Ausnahme wird es am ersten Abend in Canmore geben. Da kommen 5 Bierdosen durch Unachtsamkeit in den weiblich-westösterreichischen Kühlschrank. Starker Rückschlag, aber es war eh’ nur altes Bier.

Christian war noch ein mit Jasmin unterwegs: Sie wollte doch glatt schon daheim anrufen. Naja, sie wechseln 40 Quarters um! Dann das nette Gespräch mit dem Operator. Zuerst musste sie einmal 4$ einwerfen (nicht weniger als 16 Münzen), dann, als nach dem 3. Versuch die Verbindung zu Stande kam, wieder 4$. Als sie fertig war, klingelte das Telefon wieder! (Ein Münzfernsprecher an der Strassenecke). Sie hebt ab, war es der Operator mit der Meldung: “One dollar is missing!” Nach dem 3. Versuch ließen sie das Telefon läuten….

Einige waren anschliessend noch etwas im Pub. Mit Leuten quatschen: Schilehrer z. B. eine Runde Tetris mit Gerda spielen. Zu Fuss heimgehen, wobei sich der Ort als gar nicht so klein entpuppte (oder haben wir uns doch verlaufen?).

Samstag, 15. Juni 1996

Frühstück

Das Lokal ist nicht wirklich reizvoll, ebenso wie der der Häuserhaufen ein Durchgangsort. Aber das Gebäck war gut da frisch. Die Muffins, die sie hier hatten (Apfel-Zimt) waren jedenfalls die Besten der ganzen Reise! Absolut frisch und kuchenmässig! Ausserdem gab’s Briefmarken, auch nicht zu verachten.

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