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Fahrt durch die Zeitzonen nach Osten
WA 174 E: Wilbur
IS 2 E: Spokane
IS 90 E: Coeur d'Alene (ID), Missoula (MO)
Nun geht es schnurstracks zurück zum Hwy 2 und nach Spokane.
Auf den Plateaus der Interior Plains gibt es riesige Felder, die teilweise bewässert, teilweise im Trockenfeldbau bearbeitet werden. Zum Fahren ist diese Gegend sehr einfach, aber auch ermüdend.
Am späteren Nachmittag erreichen wir Spokane. Schon bei der Stadteinfahrt erschrecken wir, wegen einem knapp über unseren Köpfen landenden Flugzeug. Weiter fürchten wir, dass uns die Autobahn mitten ins Stadtzentrum führt…
Idaho queren
Doch es geht halbflüssig weiter und schon sind wir in Idaho. Für ganze 75 mi. Unser zweiter Bundesstaat ist hier besonders schmal ausgeprägt. Aber dafür ändert sich die Landschaft: Es gibt Kurven, Gebirge und Wald, was uns alles schon fast gefehlt hat. Durch die Bitterroot Range, eine den Rockies vorgelagerte Gebirgskette, ist es hier feuchter und angenehmer. Die Gegend wirk aber durch ihre Verlassenheit auch nicht wirklich freundlicher, als die Interior Plains.
In Wallace schauen wir einmal kurz vom Interstate Hwy 90 runter. Der Ort wird als besonders alter Tourismusort angepriesen. Wir sind allerdings nicht begeistert und der halbe Ort ist auch gesperrt wergen Dreharbeiten. Da wir ein Stopgirl falsch verstanden haben, wären wir beinahe sogar in eine Szene geplatzt. Wir wissen zu dem Zeitpunkt natürlich nicht, dass es sich hierbei um den Hauptort des Films “Dantes Peak” handelt, sonst hätten wir uns wohl ein wenig mehr umgesehen. Stattdessen geht es wieder hinauf auf den namentlich viel versprechenden Lookout Pass (1763 m). Dort wollen wir eine Pause einlegen. Allerdings gibt es nicht einmal einen Burger-Stand. Außer einer geschlossenen Liftanlage ist nichts zu sehen. Das war also Idaho. Von wegen “famous potatoes”…
WA 174 E: Wilbur
IS 2 E: Spokane
IS 90 E: Coeur d'Alene (ID), Missoula, Bozeman (MO)
Durch Montana
Der Pass bildet die Grenze zu Montana. Hier ändert sich dreierlei: Erstens geht es wieder bergab und mit großer Wahrscheinlichkeit wieder in eine “Plain”. Zweitens erreichen wir die Mountain Standard Time (Zeitzonensprung: Uhren 1 Stunde weiterdrehen). Drittens erreichen wir mit Montana einen Bundesstaat, wo es keine Geschwindigkeitsbeschränkung gibt. Über den Pass hinunter schauen wir gleich einmal, was in der Kiste steckt: Bleifuß! Bergab können wir immerhin 95 mph (150 km/h) herausholen… für mehr soll es allerdings nie reichen.
Was die Zeitzonen betrifft, so sind uns die Auswirkungen des tägliches Meilen-Fressens noch sehr fremd. Die Zeitzonengrenze markiert nämlich lediglich einen großen Sprung (1 Stunde oder mehr). Da wir aber ganz abgesehen davon öfters von einem Tag auf den anderen weite West-Ost-Strecken zurücklegen, kommen wir in den nächsten Wochen oft ins Gwirx mit dem Sonnenuntergang. In der Regel verrechnen wir uns derart, dass wir im Dunkeln das Abendessen zu uns nehmen. So werden wir zum Beispiel nur sehr spät von der tatsächlichen Farbe unseres häufigsten Abendgerichts (Chili) erfahren. Uns fehlt eigentlich auch die Lichtquelle für solche abendlichen Abenteuer. Naja.
Da wir auch in Montana keine größeren Sehenswürdigkeiten ansteuern werden, machen wir einen Abstecher ins Grüne. Alle 10 bis 20 Meilen gibt es Abfahrten vom Highway mit geheimnisvollen Namen, aber es gibt nie eine Siedlung zu sehen. Bei der Abfahrt “Two-Miles-Road” fahren wir ab und landen sofort auf einer nicht befestigten Forststraße. Wir denken natürlich, dass wir nach zwei Meilen irgendwo landen müssten. Nach 7 Meilen staubiger Fahrt sind wir noch immer nirgends. Vereinzelte Postkästchen im Wald wirken eher abschreckend. Also suchen wir eine breitere Stelle des Weges und kehren wieder um. Immerhin finden wir bei der dabei durchgeführten Klopause einige interessante (gigantische) Baumzapfen, die ab nun auf der Hutablage herumkugeln. Nur ein einziger davon sollte allerdings bis Europa überleben. André fährt ab nun wieder weiter.
Wieder am Highway, bereitet uns bald die Benzinuhr ernste Sorgen. Erstens scheint unser guter “Geo” über 50 mph (80 km/h) ein Säufer der Sonderklasse zu sein, zweites und viel schlimmer: Es ist noch immer weit und breit keine Ortschaft, geschweige denn eine Tankstelle zu sehen. Schon lange im “roten Feld”, taucht dann endlich die Abfahrt “Alberton” auf, die auch tatsächlich zu dem gleichnamigen Ort führt. Wir nehmen gleich die erste (etwas heruntergekommene) Tankstelle. Neben uns wird gerade ein Van getankt. Sogar dessen Besitzer bekommen ganz große Augen, als sie uns Galone um Galone einfüllen sehen, und es keine Ende zu nehmen scheint. Wir nutzen die Gelegenheit, die Scheiben von den Mücken zu befreien. Wow, da wird die Sicht ja gleich wieder ganz anders!
Essen in Missoula
Die Sonne geht nun unter. Um 21h30 erreichen wir im letzten Dämmerlicht Missoula. Der Blick über das breite Tal mit der Stadt und den Bergen rundum ist recht nett. Drinnen siehts dann aber nicht anders aus als in Yakima. Da uns schon das eine Motel finanziell ein Dorn im Auge war und es hier sicher (vor allem um diese späte Stunde) keinen Campingplatz geben wird, entscheiden wir uns durchzufahren. Um das zu überstehen, gehen wir wenigstens anständig essen. Naja, soweit man das unter amerikanischen Verhältnissen so nennen kann. Wir nehmen gleich das erstbeste (wieder ein typisches Family-) Restaurant. Der Name ist 4B’s. Ein “B” scheint für “billig” zu stehen, sonst ist es aber recht gut. Dort werden wir von einer Studentin bedient, die erst seit einer Woche wieder aus Wien zurück ist. Sie hat dort ein Jahr Biologie hinter sich gebracht (im Streiksemester). So erfahren wir unerwartet einige Neuigkeiten von daheim.
Wir wissen, dass wir den Yellowstone Park anpeilen, also gehen wir noch groß einkaufen. Der riesiege Supermarkt ist um 22.30 Uhr zwar ziemlich leer, aber er ist offen. Die Einkaufwagen haben Taschenrechner in den Griff integriert. Für genaue Berechnungen sind wir eindeutig aber schon zu müde, außerdem wissen wir, dass es teuer wird. Schließlich haben wir ja auch schon in Erfahrung gebracht, was gut und was weniger gut ist. Leider sind Butter, genießbarer Käse, Nutella, Cookies, Cornflakes und andere Lebensmittel dieser Qualitätskategorie eben teuer. Aber was soll’s – irgendwas von Urlaubsstimmung soll ja auch spürbar sein. Die Rückbank geht wieder einmal über.
Langsam bekommen wir auch das Wasserproblem in den Griff: Wir haben bereits viele einzelne Flaschen und kleine Kanister gesammelt – mindestens 20 Liter. Es ist schließlich nie vorhersehbar, wann wir wieder genießbares Wasser nachtanken können. Wasser ist zwar grundsätzlich nicht das Problem, aber trinkbar ist es nur selten. Entweder sind die Brunnen fragwürdig (besonders in den National Parks), oder es ist stark verchlort. Im Yellowstone wird uns dann doch einmal das Wasser ausgehen – und das wird dann ein teurer Spaß. Mineralwasser um $1,16 pro Liter. Bei diesen Preisen greifen wir dann meist gleich zu den französischen Marken.
Um 23 Uhr verlassen wir Missoula. Christian sitzt wieder am Steuer und “zieht sich die Nacht hinein”. André versucht auf der Rückbank zu schlafen, doch das gelingt ihm nicht so optimal. Die Straße führt durch die Berge und es gibt Biegungen (Kurven wäre übertrieben). Außerdem gibt es an diesem großen Interstate Highway geniale “Muntermacher”. Wenn man etwas zu weit am Rand fährt, wird man sehr unsanft geweckt, ohne dass etwas passiert. Wir passieren einen Musiksender nach dem anderen, Sterne und Mond schauen uns zu und denken wahrscheinlich: “die spinnen!”
Abzweigung in Bozeman
Nach weiteren 200 km (Butte bereits hinter uns gelassen) wird uns langsam klar, dass wir viel zu früh beim Yellowstone Park eintreffen würden, außerdem sind wir beide KO. Zuerst probieren wir, auf einer Rest-Area zu schlafen. Dort ist allerdings ein unglaublicher Betrieb, und die Trucks fahren uns vor der Nase vorbei. Da ist an Ruhe nicht zu denken und nach einer kurzen Reiberei geht es weiter über einen weiteren Pass (wobei wir beinahe unbemerkt die Continental Divide überqueren) bis zu einer Abfahrt nahe einer Mine. Christian fährt einfach drauf los, bis zu einem Plätzchen in der Wiese neben einer Brücke. Um 2.30 Uhr legen wir uns also nieder. André verweilt auf der Rückbank, was er schon nach kurzer Zeit bereut und kaum zum Schlafen kommt. Christian schlängelt sich am Beifahrersitz herum und ist so geschafft, dass er zumindest für ein paar Stündchen ruhen kann. Jaja, wie vorteilhaft sind doch Autos mit umlegbarer Rückbank… Aber das Glück haben wir eben nicht.
Samstag, 6. Juli 1996
Um 5 Uhr macht sich André auf, die Gegend zu erkunden (und zu düngen). Beim ersten Dämmerlicht wird klar, dass wir wieder einmal ziemliches Glück hatten: Der Jefferson River (wird sich bald zum Missouri entwickeln), der ein paar Meter vor der Windschutzscheibe vorbeigurgelt, führt Hochwasser und es fehlen gerade einige Zentimeter und wir wären kaum wieder aus der Wiese gekommen.
Im Umfeld ragen ein paar Getreidesilos über den eingeschränkten Horizont unseres Standpunktes heraus. Kein Platz zum Verweilen. Daher wird Christian geweckt, André räumt wenigstens den Fahrersitz zusammen, während Chri die Morgentoilette erledigt. Nach einer ganz kurzen Diskussion über die Sinnhaftigkeit des Autofahrens im unausgeschlafenen Zustand und mit leeren Magen geht’s wieder weiter. André fährt der Sonne entgegen. Unseren einzigen aktiv erlebten Sonnenaufgang fotografieren wir einfach vom Pannenstreifen des IS 90 aus.
Durch das Gallatin Valley zum Nationalpark
MO 85 S: Bozeman Hot Springs
MO 191 S: West Yellowstone (WY)
Etwa 15 km vor Bozeman verlassen wir endlich den IS 90. Der Morgen ist völlig im Eimer. Zunächst ist auch keine Besserung in Sicht: Sogar das Auto bekommt einen vollen Tank und frisch geputzte Scheiben, während wir hungern. André düst aber unbeirrt weiter. Am Fuße der Rockies (auf ca. 1000 m Sh.) verlassen wir neuerlich die Trockenvegetation und es geht in einen tollen Taleingang. Dann folgen wir im Nebel dem Gallatin River bergwärts. Als sich der Nebel lichtet, erwachen wir in einem völlig vertrauten Gebiet. Es sieht aus, wie in einem alpinen Hochtal. Auf einer solchen von der Morgensonne überfluteten “Almwiese” machen wir dann Pause und frühstücken (endlich) sehr ausgiebig. Das lange Warten hat sich eindeutig gelohnt, denn hier ist es echt nett. Das alpine Gefühl bestätigen Höhenmesser (1800 m) und Thermometer (6°C).
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