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CA 80 N, CA 29 N: Berkley, Napa, Bothe-Napa Valley State Park (Calistoga)
Napa Valley
Solange wir in der Bay Area unterwegs sind, herrscht dichter Verkehr und alle Spuren der vielspurigen Highways sind ausgefüllt. Trotzdem geht etwas weiter. Nach der letzten Mautbrücke über die Bay bei Vallejo wird der Verkehr schlagartig weniger und es wird auch schnell wieder heiß und trocken. Entlang der Autobahn sind als Sichtschutz kilometerlange, in allen Farben blühende Oleanderhecken gepflanzt.
Weiter oben im Napa Valley wird der Highway schließlich wieder einspurig. Auf den Hügeln wächst ein schütterer Wald, dazwischen verbranntes goldgelbes Gras. Im Tal säumen endlose Weingärten die Route. Beim genaueren Hinschauen entpuppt sich jeder Weinstock als verkabelt, mit Sensoren, eigener Besprenkelungsanlage usw. In jeder fünften Reihe steht ein riesiger Ventilator, der für die Luftzirkulation sorgt, falls es zu kalt oder zu heiß wird. Viel scheint nicht dem Zufall überlassen zu sein. Dazwischen stehen immer wieder einzelne oft schlossartige Weingüter, die auch kostenlose Verkostungen anbieten würden. Da aber einer von uns immer Fahren muss, lassen wir das mit den Verkostungen lieber.
Christian will hier bei den Spring Mountain Vineyards vorbeischauen, die den Drehort der Serie “Falcon Crest” bildeten. Wir finden zwar sogar eine Ansichtskarte mit genauer Anschrift, vor Ort finden wir das Fernsehserienobjekt aber leider nicht. Nach kurzem Herumirren landen wir jedenfalls kurz vor Calistoga im Bothe Napa Valley State Park, der nichts berühmtes aufweist. Wir haben uns eigentlich mehr vom Napa Valley erwartet, aber es ist nicht mehr als eine sehr intensive Weinproduktionsstätte. Da das Zelt ausnahmsweise wieder einmal eine Zeit lang vor Sonnenuntergang steht, gönnen wir uns hier ein paar Stunden um die Gedanken schweifen zu lassen. Auch ist es für andere Tätigkeiten viel zu heiß. Leicht nervt uns nur der nächste Nachbar, der hier Schießübungen veranstaltet. Als wir den mit einem Colt bewaffneten Typen nach längerem Zögern endlich mutig auf den Sinn seiner ziellosen Schüsse in die Landschaft ansprechen, verzieht dieser sich in sein Wohnmobil… Wir machen uns weiter keine Gedanken darüber und genießen jetzt die Ruhe.
Donnerstag, 25. Juli 1996
Schon beim Frühstück ist es wieder ganz schön warm und die trockene Luft steht. Der Tag soll eigentlich dem Weiterkommen in Richtung Norden dienen, aber da wir den meisten Hauptverkehrsstrecken ausweichen, gelingt uns dies nur bedingt. Dafür kommen wir aber auch durch schöne Landschaften und haben Zeit, diese zu genießen. Jaja, die ersten Gedanken über das nahende Ende des Urlaubs kommen schon auf. Nach dem Zähneputzen geht die Fahrt Richtung Norden weiter.
CA 29 N: Calistoga, Lower Lake
CA 53 N, CA 20 W: Upper Lake (Clear Lake)
CA 20 W: Calpella
CA 101 N: Willits
CA Road W: Fort Bragg
Wir fahren über einen Pass aus dem oberen Napa Valley hinaus, von oben blicken wir noch einmal zurück auf die großen Weinbaugebiete Californiens. Durch spärlich besiedeltes Gebiet geht es weiter zum Clear Lake (400 m). Dies ist ein schöner, großer See, an dem wir entlangfahren. Wir machen auch einen Abstecher auf den Hang hinauf, um eine Aussicht über den See und die Umgebung zu haben. Es ist nach wie vor wolkenlos und sehr heiß. Der See sieht zwar “clear” aus (etwa wie einer der Kärntner Seen), aber er riecht nicht so gut. Außerdem sind wir ja wieder in vulkanisch aktivem Gebiet unterwegs, was auch an so manchem Hügel erkennbar ist.
Bei Calpella treffen wir wieder auf den Interstate Hwy 101. Doch wir verlassen diesen gleich bei der nächstbesten Gelegenheit wieder nach Westen und fahren auf einer gut ausgebauten Holzfällerstraße über die letzten Hügel vor der Küste und weiter durch ein Tal Richtung Meer. Leider sind wir jetzt wieder mit der Karte 1:3.000.000 unterwegs, was die Routenentscheidung nicht unbedingt erleichtert.
Mit Glück haben wir trotzdem auch diesmal wieder eine recht interessante Strecke erwischt, wir fahren nämlich durch eine Redwood-Wald. Die Bäume sind hier schon ziemlich gewaltig, auch wenn wir noch weit größere sehen werden. Furchterregend sind lediglich die Holztransporter, die uns phasenweise begegnen oder überholen. Diese Sattelschlepper, deren Hinterteil bloß aus einigen (bei besonders dicken nur 3) riesigen Stämmen mit angeschnürten Rädern besteht, düsen Richtung Meer. Zurück fahren sie ohne Holz, mit dem hinteren Fahrgestell am Buckel und damit noch viel rasanter, als sie vollbeladen unterwegs sind. Es gibt aber zum Glück viele große Ausweichen, wo wir sie schön vorbeilassen können. Ebenso geht es auch uns, wenn wir hinter einem langsamen Caravan auf der kurvenreichen Strecke nachzockeln, man wird immer vorgelassen – das nennen wir halt Autofahren.
An einer verlassenen Stelle in diesem riesigen Wald machen wir Mittagspause. Es ist hier unter den Bäumen angenehm warm und extrem ruhig, wenn nicht gerade ein Holz-Laster vorbeidonnert. Nur die allgegenwärtigen Gelsen quälen uns auch hier wieder ordentlich.
Pazifikküste
CA 1 N: Leggett
CA 101 N, CA Old 101 N (Avenue of the Giants), CA 101 N: Eureka
CA 299 E: Six Rivers NF
Kurz vor der Küste fallen wir wieder in den Pazifik-Nebel und damit in die kühle Luft ein. Es wundert uns gar nicht mehr, so verwirrend diese Sensation auch ist. Aber jedes Wetter hat seinen Reiz, so auch die nebelverhangenen Felsformationen am Meer. An der Küste kommen wir nach Fort Bragg. Dort befindet sich eine der größten Redwood-Sägemühlen der Welt. Hierher waren also die ganzen Holzlaster unterwegs. Dementsprechend uninteressant ist der Ort auch. Daher fahren wir gleich weiter.
Der Hwy 1 ist zwar schmal und extrem kurvig, aber wirklich schön angelegt und führt manchmal direkt an schönen Stränden, dann wieder über der Steilküste entlang. Taucht einmal ein Strand auf, so befinden sich dort auch meist ein paar Leute. Baden tun hier selbstverständlich die wenigsten, aber man lebt mit dem Nebel. Wir bleiben auch öfters stehen und geben uns den Eindrücken hin. Es herrscht oft eine gruselige Stimmung wenn trotz Windstille in dem dichten Nebel die gewaltige Brandung zwischen den Felstürmen unter lautem Getöse, aus dem grauen Schleier heraus, auf den schönen Sandstrand hereinbricht. Wir bestaunen die verschiedensten Seefrüchte, z. B. die langen Schläuche mit den “Luftballons”, die sie scheinbar über Wasser halten. Einige davon sind hier gestrandet. Daneben wachsen auch zu Land, selbst in den ausgesetztesten Felsnischen beobachtenswerte Pflanzen wie blühende Hauswurzen und Kakteen, die anscheinend auch ohne viel Sonne auskommen. Wir klettern ein wenig herum, André nimmt wieder das eine oder andere Stück mit. Erstaunlich ist auch, wie trocken es trotz dem ständig vorhandenem Nebel unmittelbar neben dem Meer ist (goldgelbes Gras etc.). Kurz vor Leggett verlassen wir die wilde und kühle Küste wieder, fahren aus dem Nebel steil hinauf auf die Hügel und kommen zurück zum Interstate 101, der sich hier vierspurig durch den Wald nach Norden schneidet.
Warum der Interstate 101 Redwood Highway heißt, wird uns nun schnell klar. Die Bäume sind extrem gewaltig und es gibt einige Attraktionen wie z.B. das “World Famous Tree House”, ein Haus in einem Baum… als wir es erblicken, sind wir aber auch schon vorbei.
Avenue of the Giants
Nach Garberville führt uns der Hwy hinunter ins sehr sonnige Tal des South Fork Eel River. Dort ist ein kurzes Stück 50 m) des alten Highway 101 als “The Avenue of the Giants” erhalten, der mitten durch besonders alte Redwood-Bestände führt. Es ist dies weder ein Nationalpark, noch ein State Park und dem entsprechend wird das gesamte Areal extrem vermarktet. Bis zu Myers Flat ist es besonders schlimm. Für Autofahrten durch oder auf den Baumstämmen gilt es Dollars hinzuhalten. Die Stellen sind natürlich durch Wände schön von der Straße abgeschirmt, dass man nicht eventuell ohne zahlen was sehen könnte. Wir meiden diese Art von Attraktionen und halten erst dort, wo es uns trotzdem interessant erscheint.
Im Williams Grove ist dann tatsächlich ein netter Parkplatz inmitten dieser Riesen. Die Bäume sind schon gewaltig. Darunter kommen wir uns vor, wie Ameisen bei uns daheim im Wald. Wir sind so beeindruckt, dass wir ein wenig spazieren gehen müssen. Also wandern wir unter den Riesen zum Fluss. Das Flussufer ist wirklich ein Ort wie im Bilderbuch. Die Sonne scheint, kein Wölkchen am Himmel, das tiefblaue Wasser gurgelt in seinem naturbelassenen Schotterbett, umrahmt von den grünen Bäumen, wobei die einzelnen alten Riesen besonders herausragen. Noch dazu ist auch die Temperatur hier recht angenehm, vielleicht auch durch die ausgewogenere Luftfeuchtigkeit im Wald. Nach einer kurzen Rast geht es aber schon wieder weiter.
Autofahren ist in diesem Wald ja gar nicht so einfach. Unter den Bäumen ist es den ganzen Tag ziemlich finster, und die Straße weicht einfach den größten Bäumen aus und windet sich so durch. Hinaufschauen darf man dabei nicht zu viel, sonst bekommt man Minderwertigkeitskomplexe. Ein paar Bäume sind mit Schildern versehen, die Auskunft über Alter, Höhe und Durchmesser geben. Hierbei ist zu bemerken, dass die Ältesten (z.B. der 950 Jahre alte Immortal Tree) so gut wie nie die Höchsten sind. In den meisten Fällen wurden sie im Laufe ihres Lebens Opfer von Blitzen, Waldbränden, Überschwemmungen etc. und konnten anscheinend in der gekürzten Version älter und dicker werden als die anderen.
Nach diesem Abstecher geht es am vierspurigen Interstate 101 weiter nordwärts durch den Wald, mal bergauf, mal bergab. Mancherorts kommen wir bei Baustellen vorbei, wo die Straße nach Versetzungen durch Erdbeben wieder hergerichtet wird. Mit Eureka erreichen wir wieder die Nebelsuppe und nach einiger Zeit auch wieder eine kleinere Stadt. Es gibt einige viktorianische Holzhäuser zu sehen, aber insgesamt ist es uns doch zu schattig und kühl hier. Wir machen noch einen Großeinkauf für unsere letzten Fahrtage.
Der Tag ist um und wir vermuten wieder einmal weit und breit keinen Campingplatz, denn wir befinden uns ziemlich genau zwischen zwei touristischen Zentren, der Avenue of the Giants im Süden und dem Redwood NP im Norden. Beides erscheint uns zu weit, außerdem fröstelt es uns bei dem Gedanken hier in der Nebelsuppe zu nächtigen. Also entscheiden wir uns für ganz etwas anderes. Wir nehmen den Highway 299, der zunächst vierspurig, dann kleiner, aber doch sehr schön ausgebaut mit vielen Überholstrecken auf die Berge in Richtung Osten führt. Wir kommen rasch sehr hoch hinauf, das Wetter ist wieder traumhaft, aber die Sonne geht schon unter und es ist absolut niemand unterwegs. Wir glühen so dahin und es schaut langsam ähnlich aus, wie in Colorado. Zu Gute kommt uns, dass hier die Tage schon wieder ein Stück länger dauern. Nach gut 40km, der tolle Hwy hat uns schon wieder hinunter in ein breites Tal geführt, kommen wir tatsächlich bei einem Campground vorbei. Wir fahren noch das kurze Stück auf einer holprigen Piste in ein tief eingeschnittenes, zu der späten Stunde schon ganz schön düsteres Tal und bauen unser Zelt dort etwas entfernt vom Auto gleich neben dem Bach auf. Nur weil das Zelt auf einem kleinen Hügel zwischen den Bäumchen steht, sind wir ganz sicher, dass wir nicht mitten im Bach liegen. Auf alle Fälle haben wir einen ziemlich unebenen Boden erwischt. Trotz der ganz schön entlegenen Gegend sind wir übrigens nicht einmal allein hier. Aber außer dem Bacherl ist eh nichts zu hören.
Freitag, 26. Juli 1996
CA 299 E, CA 101 N: Bandon (OR)
Wir können wieder einmal nicht warten, bis uns die Sonne weckt, denn wir stecken ziemlich tief drinnen im Tal. Also frühstücken wir noch in der taufrischen Bachumgebung. Dann geht es das Stückerl über die Berge zur Küste zurück (wir sind die Entfernungen wirklich schon ganz anders gewohnt – die 40km sind für uns soviel wie ein Abstecher). Dort tauchen wir wieder in den Nebel ein und fahren am Interstate 101 weiter nach Norden.
Kurz nach Arcata zeigt die Tankuhr plötzlich verdächtig wenig an, doch im Land des Automobils sollte es ausreichend Zapfsäulen geben. Tatsächlich werden dann die Entfernungen aber plötzlich doch wieder spürbar. Bei Trinidad hat erstmals auf unserer Reise eine Tankstelle geschlossen, also fahren wir zunächst weiter. Vorbei geht es an großen Lagunen und durch dichten Wald, auch immer wieder bergauf und bergab. Nach etwa 27km kommen wir leider schon zum Redwood Information Center. Wir sind schon ziemlich verzweifelt und erkundigen uns dort weniger nach dem Nationalpark als vielmehr nach der nächsten Tankstelle. Zum Glück sind es nur noch ein paar Meilen bis Orick, dem letzten Ort vor dem Park. Dieser besteht aus ein paar Häusern und einer wirklich winzigen Tankstelle. Wir fahren vor, steigen aus und, der Zapfhahn ist diesmal glatt mit einem Vorhängeschloss abgesperrt. Bei genauerer Betrachtung steht da ja auch im Fenster ein Schild: “No gas”. Jetzt ist uns nicht mehr zum Lachen und wir schauen hinein zum Tankwart. Dieser meint, es gäbe einen Stromausfall und in Richtung Redwood Park lange keine Tankstelle mehr.
Die Tanknadel steht zwar schon weit unter “empty” aber was bleibt uns übrig, wir müssen zurück nach Trinidad, wo es angeblich noch mehr Tankstellen gibt. Während der Fahrt kommt uns der geniale Einfall, dass wir ja noch Benzin in der Reserveflasche für den Kocher haben. Also stoppen wir nochmals beim Redwood Info Center, packen die halbvolle Literflasche aus und entleeren diese teilweise in den Tank, teilweise über das Auto. Danach steht die Nadel zwar immer noch unter “empty” aber wenigstens wieder in der Nähe. Wir fahren also die ganzen 30km wieder in den Süden bis Trinidad, wobei wir ohne Licht und Klimaanlage, immer langsam bergauf fahren und bergab nur im Leerlauf rollen. Mit dem letzten Tropfen kommen wir wirklich zu einer scheinbar offenen Tankstelle, diesmal mit elektronischen Zapfsäulen. Wir stecken den Hahn rein und was kommt raus? Nichts! Der Stromausfall betrifft unglücklicherweise den ganzen County. Erst jetzt geht uns das Licht auf, warum es heute so besonders düster ist. Jetzt ist aber keine Möglichkeit mehr gegeben von hier wegzukommen, also warten wir, im Gegensatz zu den meisten anderen, die hier schon seit Stunden herumstehen, etwa 2 (!) Minuten, dann funktioniert wieder alles. Gerade wollten wir uns ein Alternativprogramm überlegen, aber so nutzen wir die Gelegenheit, dass wir schon bei der Zapfsäule stehen und wir füllen den Wagen um rekordverdächtige $16,80 an. Bei dem derzeitigen genialen Dollarkurs (1$ = 11,10 ATS) aber immer noch ganz günstig. Die tatsächliche Benzinmenge hat sogar das Volumen laut Typenschein überschritten.
Der Spaß hat uns jedenfalls sehr viel Zeit gekostet und während wir heute zum dritten Mal den Interstate 101 in diesem Bereich befahren, müssen wir uns jetzt leider ernsthaft eine straffere Planung für die kommende, noch ganz beachtliche Strecke bis zum Ziel in Seattle überlegen. Ein paar interessante Punkte markieren wir in der Karte 1:3000000 und dann geht es aber flott dahin.
Redwood National Park
Im Redwood National Park wollen wir uns daher eher kurz umsehen, vor allem weil wir ja auf der Avenue of the Giants schon einige Redwoods bewundert haben. Wenn wir aber schon nicht zu den besonders großen Bäumen wandern, wollen wir sie doch sehen. Also fahren wir über eine enge, steile und serpentinenreiche Straße hinauf zum Redwood Creek Overlook (ca. 760 m). Wir sehen von dort über die dicht bewaldeten Hügel hinunter zur Nebelsuppe über dem Meer und zur Redwood Creek, wo die höchsten Bäume der Welt stehen (bis zu 112m hoch, mit 6.7m Stammdurchmesser und einem Gewicht über 500 Tonnen!). Immerhin dauert es fast 2000 Jahre bis aus den etwa 5mm großen Samen solche Giganten wachsen. Neben der Straße stehen auch einige schöne Orchideen.
Nach einem kurzen Aufenthalt fahren wir wieder zurück hinunter. Am Interstate fahren wir ins Prairie Creek Valley und anschliessend auf den Newton Drury Scenic Parkway. Das Tal liegt schon wieder hoch genug, um in der Sonne zu sein, daher gehen wir auf einem breiten Wanderweg ein Stück in den Wald zum Big Tree. Zwischen diesen Bäumen, Farnen und sonstigen riesigen Gewächsen kommt man sich vor, wie wenn man geschrumpft wäre. Auf einem vor langer Zeit umgestürzten Riesen, der die Landschaft versperrt wächst mittlerweile ein Baum, der etwa die Größe einer ausgewachsenen Fichte besitzt. Die Wurzeln wachsen einfach über den Stamm des gefallenen Giganten drüber.
Der “Big Tree” ist schon ein gewaltiger Baum. Der große Laubbaum, der daneben wächst, wirkt dagegen wie ein größerer Busch. Eine Tafel erklärt, dass dieser etwa 1500 Jahre alte Baum eine Höhe von 92.7m, einen Durchmesser von 6.6m und einen Umfang von 20.7m erreicht hat! Da können wir, mehr als 50x kleiner, nur staunen. Trotzdem, außerhalb den National- und Stateparks geht es auch solchen Riesen mit der Motorsäge an den Kragen. Da gehen immerhin schon ein paar komplette Holzhäuser heraus… Wir schlagen uns ein kurzes Stück selbstständig durchs Dickicht, aber aufgrund der unüberquerbaren liegenden Baumstämme ist dies so gut wie unmöglich, also geht es am Weg zum Auto zurück.
Noch gefällt es uns hier zu gut, um wieder auf den Interstate Highway zurückzukehren, also nehmen wir noch einen Umweg über den Coastal Drive, eine allerdings recht schlechte Straße, teilweise sogar unasphaltiert. Diese führt uns wieder hinunter zum Nebel. Wenn in diesem mächtigen Wald auch noch dichter Nebel herrscht, wird das Ganze ziemlich gruselig. An der ganz schön hohen Steilküste ergeben sich wunderbare Tiefblicke auf einsame Strände und die von der wilden Brandung umspülten Felsinseln. Vorbei geht es an einem Bauernhof vorbei, der in Wirklichkeit eine im 2. Weltkrieg installierte Radarstation enthält. An der Mündung des Klamath Rivers führt die Straße über eine etwa 15cm hohe Stufe. Da sich die Stufe auch weiter in der Landschaft verfolgen lässt, sind wir sicher, dass es sich noch um die letzten unbeseitigten Spuren eines Erdbebens handelt. Der große Fluss mündet selbst in einem schönen Bogen in das Meer, wo sich die beiden Strömungen brausend vermischen. Auf dem riesigen Sanddelta liegen Unmengen von Schwemmholz und auch verschiedenste faulenzende Tiere herum. Dann führt die Straße, vorbei an den Resten einer 1964 bei Hochwasser zerstörten Brücke zurück zum Interstate 101, auf dem wir jetzt bis zum Nordende des Parks dahinglühen.
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