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Fahrt nach Süden bis Utah
WY 191 S: Rock Springs
IS 80 W: Green River
Weiter geht’s in Richtung Süden. Nachdem wir uns für eine Alternativroute zu Salt Lake City entschieden haben, peilen wir Green River bei Rock Springs am Interstate 80 an. Kartographisch befinden wir uns wieder einmal im 1:3 Mio.-Bereich. Das bedeutet, dass wir nicht wirklich wissen, durch welches Gebiet wir nun fahren. Zu unserer Verwunderung geht es ständig bergauf. Einige Meilen noch Jackson halten wir im Granite Valley bei einem Bach und genehmigen uns ein etwas verspätetes Mittagessen. Bei einem aufziehenden Gewitter (schon wieder!) fahren wir weiter und immer noch bergauf, bis auf einen Sattel (ca. 2380m!). Danach geht es allerdings nicht wirklich bergab, sondern nur aus dem Wald hinaus in eine gigantische Hochfläche. Die Gegend nennt sich Green River Basin und scheint einfach endlos zu sein. Nur im Norden sieht man auf die ferne Wind River Range. Die Wildnis ist fast perfekt: Alle paar Meilen steht eine mehr oder weniger verlassene Ranch. Gespenstisch wird das Spektakel auch durch die drückende Gewitterstimmung. Es blitzt und donnert, aber bevor es richtig loslegt, sind wir wieder dahin. Nach einiger Zeit machen wir einen Abstecher in den Wilden Westen. Wir folgen einfach einer geschotterten Straße nach Nordosten. Schnurgerade fahren wir auf der Wellblechpiste dahin und hinterlassen eine weithin sichtbare Staubfahne.
Wir fahren zu einer dieser Ranches hin und begutachten sie aus der Nähe. Alles echt: Ein Kastenwagen, hölzerne Wagenräder, ein Tor über der Einfahrt mit geschnitztem Namensschild und dem obligatorischen Geweih darüber. Das Ganze ist auch durchaus fotogen, wenn man darauf achtet, dass man den Telefonmasten mit dem Torpfosten und die gigantische Satellitenschüssel mit dem Kastenwagen verdeckt.
Wir düsen dann wieder zurück zum Highway und ohne Verkehr weiter gen Süden. Das Gewitter haben wir wie die Berge weit hinter uns gelassen. Zwischendurch bleiben wir wieder einmal stehen, nur um in die Weite zu sehen. Bei diesem Stopp riecht es ziemlich penetrant nach Verbranntem. Außer uns ist allerdings weit und breit keine Menschenseele oder Rauch zu sehen. Da wird uns bewusst, dass wir eben mit unserem heißen Motor die trockenen Gräser am Straßenrand angeschmort haben… Ja, die Landschaft trocknet zusehends aus, auch die Wolken und Farmen sind schon weit weg.
Mit jeder Meile Richtung Süden wird es heißer und schön langsam kann man die Landschaft als Wüste bezeichnen. Es wachsen nur noch einzelne Sage Bushes im Sand. Es ist immer noch flach, nur der Höhenmesser verrät, dass wir nur ganz langsam an Höhe verlieren. Vor Rock Springs kommen einige Geländestufen und an einer von ihnen befindet sich eine kleine Oase mit See und Schilf, die sich als Rastplatz anbieten. Es ist schon späterer Nachmittag und nicht mehr ganz so heiß, doch der Tag ist ein Vorgeschmack zu den Hitzen, die uns noch erwarten.
Vor Rock Springs wird es durch Bergbautätigkeit und Industrie noch unwirtlicher. Ganze Landstriche sind von gigantischen Stromleitungen durchschnitten, Erdölpumpen säumen die Täler. Am großen Interstate 80 herrscht reger Ost-West-Verkehr. Hier reihen wir uns ein und fahren entgegen unserer bisher eingeschlagenen Richtung ein Stück nach Westen bis Green River um die Flaming Gorge an seiner (laut Karte 1:3 Mio.) interessanteren Seite umrunden zu können. Der Highway folgt dem Talmäander eines Flusses. Ein endlos langer Zug der Union Pacific schlängelt sich ebenfalls durch dieses Tal. Nach wenigen Meilen fahren wir aber wieder ab. Die Ortschaft Green River hat außer überdurchschnittlich faden Straßennamen absolut nichts zu bieten.
WY 530 S: Richtung Süden
Flaming Gorge NRA
Das Visitor Center hat zu (es ist ja auch schon etwa 18 Uhr). Immerhin finden wir Kartenmaterial von der südlich gelegenen Flaming Gorge Recreation Area. Die Beschreibung und die Fotos schauen interessant aus. Zur Bedeutung von Recreation Area können wir nur sagen, dass diese anscheinend für das ausschließliche Wohle der Bevölkerung eingerichtet werden. Im Prinzip viel Natur in der so ziemlich alles erlaubt ist. Im gegebenen Fall handelt es sich um ein weites Gebiet rund um einen großen Stausee, der mitten in einer Halbwüste liegt.
Wir verlassen Green River und sind wieder mutterseelenallein auf der Straße. Die Gegend ist zwar genauso wüst, aber trotzdem anspruchsvoller als nördlich des Interstate 80. An wenigen Stichstraßen gelangt man zum Wasser. Die Erstbeste mit eingetragenen Campingplatz (Buckboard Marina) nehmen wir auch. Dort sind wir die einzigen bis auf einen (etwa 1.6km entfernten) großen Campingwagen, der bis recht spät sein Stromaggregat brummen lässt. Der Platz wird automatisch besprengt. Das merken wir, als plötzlich Wasser aus dem Boden düst. Somit entsteht eine kleine Oase in der Wüste. Kleine olivenartige Bäume spenden etwas Schatten und grünes Gras bedeckt stellenweise den Boden (angenehm zum Zelten). Es sind pro Campsite an sich unhübsche aber praktische Blechkojen aufgestellt, um im Schatten essen zu können. Viele Squirrels und andere Tiere tummeln sich hier, weil es Wasser und sattes Gras gibt.
Wir stellen schnell unser Zelt auf und machen wieder ein Selbatauslöserfoto, auf dem wir schon besser drein schauen, als auf den ersten. Bei tief stehender Sonne machen wir uns noch einmal auf, um die Umgebung zu erkunden. Zuerst zum See. Die breite Straße wird immer steiler und wird so ohne weitere Veränderung zu einer Bootsrampe. Das Wasser ist ziemlich warm. Verschwitzt wie wir sind und in Kenntnis der Tatsache, dass Duschen teuer wird, hüpft André hinein. Christian lässt sich aber durch die Seifenblasen am Ufer abschrecken. Immerhin, eine gewisse Abkühlung lässt sich erzielen. Es gibt zwar jede Menge Insekten, Gelsen scheinen aber nicht dazwischen zu sein.
Nach einem ersten Anruf in Denver/Colorado wegen dem Treffpunkt mit Gudrun und Co. und der Planung für die nächsten Tage, fahren wir wieder ein Stück zurück und schauen uns die Wüste hier näher an. Lehmiger Boden und Sagebrush ohne Ende. Mit dem Sonnenuntergang ergibt dies trotzdem jede Menge Fotomotive. Dabei geht die Sonne letztendlich wirklich unter und das Abendessen findet wieder einmal im Dunkeln statt. Die Farbe des Gegessenen werden wir auch diesen Abend nicht erfahren. In Sachen Geschmack haben wir allerdings schon herausbekommen, dass es erst genießbar wird, wenn man Chili normal und Chili hot mischt. Dann schmeckt es auch und ist nicht nur Nahrungsaufnahme.
Mittwoch, 10. Juli 1996
Wir haben das Zelt so aufgestellt, dass uns der magere Baum genau vor der Morgensonne schützen sollte, um nicht zu früh im Zelt vor Hitze aufzuwachen. Allzu lange konnten wir aber trotzdem nicht liegen bleiben. Obwohl wir schon am Vorabend unser Tagesziel gesteckt haben, haben wir es überhaupt nicht eilig. Aspen ist eh nur 400 km quer durch die Pampa… Beim Frühstücken kommen wir uns vor wie in einem Zoo: Alles Getier kommt zum Camp Ground um zu grasen: Squirrels, Hasen, Antilopen usw. Nach dem Essen versuchen wir sogar den Inhalt des Autos wieder ein wenig zu sortieren.
Der nächste Tagesordnungspunkt ist duschen. Dazu gehen wir also mit Handtuch und Seife bewaffnet ins Geschäft. Hinter den Regalen sind dann die Duschen. Es kostet hier zwar ein Vermögen, war aber dringend notwendig. Die letzte Dusche, sprich das letzte Mal Haarewaschen fand in Yakima (!) statt, seit dem gab es nur Seen ohne Einsatz von Seife. Außerdem vermuten wir genauso unsichere Verhältnisse für die zukünftigen Waschmöglichkeiten. Also investiert jeder ganze US$ 4,- und vollstreckt die Tat – dafür umso ausgiebiger. Als wir den klimatisierten Store verlassen, beginnen wir allerdings sofort wieder heftigst zu schwitzen. Doch die Luft ist sehr trocken, so dass es trotz der Hitze nicht lange andauert
WY 530 S: Manila (UT)
UT Geological Loop (AR): Ute Fire Lookout Tower
Sheep Creek Geological Loop
Ohne viele Erwartungen (außer Meilenfressen bis Colorado) setzt Christian das Auto in Bewegung. Doch die Fahrt durch diese Recreation Area soll noch nett werden. Nach Manila (damit haben wir bereits Utah erreicht), wird die Landschaft besonders schön. Viele verschiedene Rottöne im Gestein, abwechselnde Vegetation, und der See machen es wirklich toll. Die Geologie treibt es hier ziemlich bunt, sodass man hier den Sheep Creek Geological Loop eingerichtet hat, eine Art “Geologische Karte 1:1”. Die Straße führt dabei in einem Canyon hoch hinauf. Bei jeder Gesteins- oder Faziesänderung steht ein Schild am Straßenrand, welches das nun entlang der Straße folgende Gebiet geologisch detailreich beschreibt. Aber auch ohne Geologiekenntnisse fallen die häufigen Gesteinswechsel verschiedenster Art auf.
Von der noch asphaltierten Straße zweigt ein unbefestigter Weg zum Ute Fire Lookout Tower ab. Schon länger nichts derartiges befahren, beschließen wir die Strecke auf uns zu nehmen. Es dauert ewig und die Straße wird progressiv immer schlechter. Langsam gewinnen wir an Höhe und der mickrige Föhrenwald wird eine Spur dichter. Am Hügel oben steht schon seit 1939 eine Warte, die ein Aussichtsturm für Feuerwarnung gewesen sein soll, also eine historische Stätte. Sie ist zwar geschlossen, trotzdem klettern wir rauf, aber man kommt gerade nicht so weit hinauf, als dass man über die Baumwipfel sehen könnte. Naja, das Auto hat auch den Waldweg wieder zurück überlebt.
Sheep Creek Bay
Mit dem Geological Loop haben wir beinahe das beste Stück des Flaming Gorge umfahren und versäumt. Etwas erschöpft von den Eskapaden im Wald fahren wir auf der Hauptstraße doch das Stückchen nordwärts zur Sheep Creek Bay zurück. Dies ist ein überfluteter Seitenarm des aufgestauten Green River. Der wunderschöne Aussichtspunkt liegt gut 500 m überm See. Die Sheep Creek hat sich hier durch schräg lagernde gelbe und rot Gesteinsschichten geschnitten und der dunkelblaue, waagrechte Wasserspiegel macht die Lagerungsverhältnisse noch deutlicher. Da uns die Gegend so gefällt fahren wir also noch hinunter zur Bucht und genießen die Farbenspiele.
Nun haben wir aber wirklich weit mehr Zeit vertan als vorgesehen. Daher geht es jetzt schleunigst Richtung Südosten. Vorerst kommt das Auto ordentlich ins Keuchen, denn aus der Sheep Creek Bay geht es mit einer ordentlichen Steigung hinauf auf einen über 1400 Meter hohen Pass.
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