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NE 15 W: Las Vegas
Las Vegas Hotelsuche
Am Interstate 15 sind wir sofort (was sind schon 50km) in Las Vegas. Es ist schon erstaunlich. Zuerst sind maximal einzelne vertrocknete Büschel und Kakteen sowie eine Unmenge von Werbeplakaten neben dem Highway. Wir kommen noch an der Nellis Air Force Base vorbei, wo wir auch tatsächlich einen Tarnkappenbomber landen sehen. Kurz danach kommen wir plötzlich in die riesige Stadt. So recht wohl fühlen wir uns dabei beide nicht. Wir sind für diesen oder den folgenden Tag im “Glaspool Inn” mit Doris und Co. verabredet. Wie wir dieses Hotel finden sollen, wissen wir nicht, es steht auf keinem Hinweisschild (vier von fünf Gebäuden sind Hotels) und die Stadt ist riesig. Wir fahren also auf gut Glück vom Interstate ab und befinden uns sofort im Großstadttrubel. Bei einer Tankstelle schauen wir hinein. Dort sitzen gleich einige Leute bei Spielautomaten. Christian fragt den Tankwart, der holt gleich einen Polizisten, der etwa 2.10m hoch ist und ziemlich gefährlich aussieht. Da er uns aber nicht versteht (Klasspool or what?), kann auch er uns nicht weiterhelfen.
Da langsam wieder einmal das Licht ausgeht (die Sonne untergeht), suchen wir zuerst einmal eine Tourist Info. Als wir diese ganz am Ende vom Las Vegas Boulevard erblicken, sehen wir gleich daneben ja auch das Glaspool Inn. Es ist ein ziemlich grindiger Schuppen, mit einem Swimmingpool hinter Glasfenstern zur Straße. Wir fragen gleich einmal den Typen an der Rezeption, doch dort hat man nichts von den Damen gehört. Wir hinterlassen ihnen eine Nachricht, welche die Besagten nie erreichen wird, obwohl sie schon morgen hier auftauchen werden, aber egal. In der Tourist Information arbeitet eine Deutsche, die einem japanischen Pärchen gerade einen dieser fürchterlichen Grand Canyon Flüge andreht. Wir lassen uns für diese Nacht noch ein Zimmer im billigsten Hotel reservieren, das noch zu haben ist. Es hat gerade noch den Anschein, eines von den Besseren zu sein. Dafür müssen wir allerdings nochmals den ganzen Las Vegas Boulevard hinauffahren, was bei der Dämmerung und den unglaublich vielen Lichtern (nebenbei auch noch Ampeln) ganz schön kompliziert ist.
Das Sahara, so heißt unser Hotel-Casino, ist eines von den industriellen Touristenmaschinen. Man kann auf drei Spuren vorfahren. Wir versuchen, dass wir unser Auto selbst verstauen können und kämpfen uns durch die Lobby. Erstaunlicherweise stellen wir uns am rechten Ende an und kommen schnell zu unseren Kreditkartenschlüsseln. Immerhin bekommen wir ein Zimmer im 20. Stock. Das Zimmer ist auch schwer in Ordnung und spätestens jetzt fragen wir uns, warum wir so dahinter waren, am Lake Mead zu duschen. Hier ist es im Preis inbegriffen.
Recht spät gehen wir dann in das hoteleigene Restaurant essen. Anschließend schauen wir noch auf den Las Vegas Boulevard, wo alle Spieltempel stehen. Es ist noch immer ganz schön heiß. Dank der Beleuchtung der Reklamen ist es auch schön hell. Wir kommen auch bei einer der vielen Wedding-Chappels vorbei. Christian dreht nach einiger Zeit um, André bemüht sich noch um ein paar Nachtaufnahmen. Geschafft kommt auch er dann ins angenehm klimatisierte Zimmer zurück. Die Aussicht von unserem Zimmer über die Stadt ist auch ganz gut. Um Mitternacht gehen wir dann schlafen, während die Anzeige außen am Hotel immer noch 96°F (35,6°C).
Freitag, 19. Juli 1996
Der Morgen erinnert uns stark an die Zeit in Canada, anscheinend sind wir Hotels nicht mehr so gewöhnt. Nach dem Frühstück packen wir zusammen und los geht es hinaus in die Hitze. Wir versuchen jedenfalls uns so viele Wege wie nur möglich zu ersparen. Daher nehmen wir gleich alles zum Auto mit. Schon allein der Weg von der gekühlten Lobby aufs offene Parkdeck ist ausgesprochen unangenehm. Wir verlassen das Hotel ohne jede Abmeldeformalitäten, dort steht schließlich wieder eine Schlange und bezahlt haben wir ja gestern Abend schon.
Heute wollen wir uns diese verrückte Stadt einmal genauer anschauen. Las Vegas, vor 1855 waren hier nur Steine, erst 1905, als hier ein Bahnknotenpunkt entstand, wurde Las Vegas zur Stadt. Nach dem 2. Weltkrieg wurde sie dann zu dem, was sie heute ist. 1995 hatte Las Vegas 363171 Einwohner, mit den Suburbs sogar über 1 Mio. Monatlich kommen sage und schreibe 4000 bis 6000 dazu! Dazu kommen die ca. 32 Mio. Touristen pro Jahr. Der Flughafen ist mit 27 Mio. Fluggästen immerhin der achtgrößte der Welt.
Fremont Street
Zuerst schauen wir in die alte “Downtown” von Las Vegas im Norden, der Fremont Street. Sie ist vor kurzem unter einer gigantischen Überdachung (natürlich mit Millionen Lämpchen versehen) versteckt worden, um diesen Teil wieder mehr zu beleben. Auf den Verstrebungen sind tatsächlich Klimaanlagen montiert, die die Straße klimatisieren sollen. Das funktioniert aber nur bei Windstille und weit weg von Seitenstraßen. Hier steht auch das aus vielen Filmen berühmt-berüchtigte Plaza Hotel. Allerdings erscheint es durch die gewaltige Überdachung nicht mehr ganz so mächtig. Es ist etwa 10 Uhr vormittags. Es ist zwar um diese Zeit noch wenig Betrieb, aber auch schon extrem heiß.
Naiv, wie wir sind, stapfen wir in ein Casino rein, und wollen da was fotografieren. So schnell können wir aber gar nicht schauen, sind schon Aufpasser in zivil da, die uns ganz sanft aufmerksam machen, dass das nicht geht. Dabei wird uns gleich einmal klar, wie viele Spitzel hier herumstehen… kein nettes Pflaster also.
Las Vegas Boulevard
Das “neue” Las Vegas spielt sich allerdings am Las Vegas Boulevard ab. Hier stehen die Riesenhotels mit ihren größenwahnsinnigen technischen Einrichtungen wie Oasen mit überdimensionalen Springbrunnen (verchlort) oder nachgebauten antiken Städten. Konkret beginnt kurz vor unserem Sahara Hotel mit dem Stratosphere (auf dessen Turm eine Hochschaubahn herumflitzt) und zieht sich hin bis zum Tourist Bureau. Überblicksmäßig kennen wir uns also schon ein wenig aus. Bei der nächtlichen Wanderung am Vorabend war André schon bis zum Desert Inn vorgedrungen, nun wollen wir in diesem Bereich anfangen und uns durcharbeiten.
Wir fragen uns wieder, was wir mit dem Auto anfangen sollen und so fahren wir einfach in eine zu einem größeren Hotel gehörende Parkgarage. Dort will keiner etwas von uns, also lassen wir das Auto ruhigen Gewissens dort. Somit geht unser Spaziergang los. Zuerst kommen wir zum Treasure Island (Hotel mit 3000 Zimmer). Hier werden in dem gigantischen Pool vorm Hotel Seeschlachten von lebensgroßen Segel- und Piratenschiffen organisiert. Zum Abkühlen der Besucher strömt aus den Laternen Wasserdampf auf den Gehsteig. Außer, dass es die Kameras verschmiert, scheint das nicht sonderlich zu nutzen, es hat schlicht und einfach 105° Fahrenheit, das ist an einer der gigantischen Temperaturanzeigen abzulesen, die auch Werte in Grad Celsius (40° C) ausgeben.
Wir können natürlich nicht alle Casinos aufsuchen, aber viele lassen wir nicht aus, schon alleine aus dem Grund, damit wir uns zu Fuß ohne zuviel Schwitzen fortbewegen können. An eine unterirdische Verbindung der Hotels hat anscheinend noch niemand gedacht, so flüchten wir halt immer von einem klimatisierten Tempel in den nächsten. Das nächste ist das Mirage mit den schon erwähnten Chlor-Fontänen aus einem Vulkan. Hier sollten Siegfried und Roy mit ihren weißen Tigern zuhause sein, was uns aber ziemlich kalt (naja, den Umständen entsprechend) lässt.
Es folgt der Cesar’s Palace, in dem schlicht und einfach ein Teil Roms nachgebaut ist, spezielle Farbeffekte und ein gewölbter “Himmel” lassen das Ganze größer erscheinen, als es tatsächlich ist. Wir schlendern kurz durch die Gassen Roms, dann geht es aber wieder raus in die Hitze. Manche Hotels sind schlicht und einfach schon dem Verfall preisgegeben. Dann folgt aber das Monte Carlo (mit der ominösen Temperaturanzeige), danach das New York, ein Hotel in Bau. Hier bauen sie einfach die wichtigsten Wolkenkratzer New Yorks auf einem Fleck zusammen, rundherum eine Hochschaubahn. Auch die Palmen auf der Straße sind frisch gepflanzt. Jede hat eine kleines Röhrchen installiert, über das sie automatisch mit Wasser versorgt wird. Gegenüber vom New York ist das MGM Grand Hotel, das derzeit größte Hotel der Welt mit immerhin 5800 first Class Zimmern, 15 Restaurants und natürlich einigen Spielcasinos. Der Eingang ist ein gigantischer Löwenkopf.
Über die Straße (Tropicana) geht es auf einem klimatisierten Übergang, auf dem eine Rollbahn installiert ist, wo man also von alleine dahinfährt. Im Tropicana (das uns nicht als nicht so bedeutend erscheint) essen wir schließlich eine Kleinigkeit und dort probieren wir auch mit ein paar Nickels unser Glück. Ein paar Automaten testen wir durch. Wir gewinnen aber nicht mehr, als wir verlieren und umgekehrt. Eher beeindrucken uns da so manche Gestalten. Eine unglaublich dicke Frau sitzt z.B. auf einem Automaten, wobei sie fast nicht auf den Sitz passt, auch ist Münzeinwurf sowie Hebel bewegen längst überflüssig. Es steckt einfach ihre Kreditkarte drinnen und sie drückt auf einen Knopf, ohne mit der kleinsten Wimper auf irgend ein Ergebnis zu reagieren. Im Hintergrund hört man die Musik mit eingestreuten Geldregen-Klängen (wir schätzen, damit es so scheint, als würde man hier öfter was gewinnen…). André juckt es im Finger, was zu fotografieren, aber auch hier lauern jede Menge Aufpasser.
Las Vegas ist noch lange nicht fertig, es wird frohgemut weitergebaut, besonders je weiter man nach Süden in Richtung Flughafen kommt. Der Casinobetrieb wird meistens schon lange vor Abschluss der Bauarbeiten aufgenommen, so im Excalibur (einem riesigen Märchenschloss) und im Luxor. Letzters ist eine gigantische gläserne und innen hohle Pyramide, in deren schrägen Außenwänden die Zimmer untergebracht sind und die über schräge Aufzüge erreicht werden. In der unfertigen Halle befindet sich das Kasino und die Restaurants. Hier hätten neun Jumbo-Jets nebeneinander Platz, die vor dem Hotel aufgebaute Sphinx und der Obelisk sind noch größer, als die Originale in Ägypten. Unserer Ansicht nach aber immerhin nicht so massiv gebaut. Beim Klopfen an so manchen großen Monumenten klingt es ziemlich hohl. Überhaupt ist alles nur viel Kitsch, es gibt hauptsächlich Geldautomaten. Roulette und andere Tischspiele pflegt fast niemand, und wenn, wird dort auch nur um ein paar Dollar gespielt, absolut kein Vergleich mit europäischen Casinos.
Am Ende des interessanten Teils angelangt, stehen wir vor einem gröberen Problem: Wir müssen zurück zum Auto. Zu Fuß ist ausgeschlossen, wir sind vom Schlendern in der Hitze geschlaucht. Also nehmen wir den Bus (CAT – Citizens Area Transit), der da den Las Vegas Boulevard entlang fährt. Mit dem Auto fahren wir dann noch in die Stadt, abseits von den Touristenattraktionen, wo sie wieder wie jede andere amerikanische Stadt aussieht. Dort gehen wir dann noch einkaufen und tanken das Auto auf. Am späteren Abend geht es dann schnurstracks hinaus aus der Stadt, genug Zeit hier verbracht!
NE 15 N, NE 95 W, NE 157 W: Toiyabe NF
Toiyabe National Forest
Die Sonne geht gerade unter und das einzige was zwischen Las Vegas und dem Death Valley nicht ganz nach Wüste aussieht, ist der Toiyabe National Forest mit seinen Campgrounds. Auf dem Weg in die Berge blicken wir zurück auf Las Vegas, das in einer Senke liegt. Dabei wird uns klar, dass die Stadt nur ein künstliches Quadrat mitten in der Wüste ist. In der Ferne donnern zwar noch die Flugzeuge, die Lichter leuchten, aber rundherum ist Stille und nichts außer Steine und ein paar vertrocknete Büsche. Es gibt dort absolut keinen natürlichen Anhaltspunkt für die Gründung einer Siedlung.
Ein Teil des Toiyabe NF liegt auf den Spring Mountains, nordwestlich von Las Vegas, die mit dem Mount Charleston immerhin bis 3632 Meter erreichen. Hier heroben kann man im Winter sogar schifahren. Wir fahren zwar nicht bis zum Gipfel, aber auch hier heroben, wo wir unterwegs sind, ist die Luft herrlich kühl. Die Campgrounds sind allerdings alle voll und es ist auch schon längst die Nacht hereingebrochen. Also machen wir es wie viele andere auch und schlagen unser Zelt nicht weit vom Straßenrand entfernt auf einem freien Plätzchen zwischen einigen Bäumen auf. Es scheint das ein beliebter Zufluchtsort vor der Hitze zu sein. Es gibt hier tatsächlich wieder eine Art von Wald. Er besteht aus Föhren, die nicht besonders dicht auf Schutt und Felsen stehen. Dass hier noch kein Waldbrand gewütet hat, kommt einem Wunder gleich, denn alles scheint extrem trocken zu sein. In der Nacht ist so gut wie kein Verkehr und wir können aufgrund der angenehmen Luft gut schlafen.
Samstag, 20 Juli 1996
In der Früh wecken uns die ersten Autos. Es wird recht unbequem dort am Straßenrand, also entschließen wir uns, zu einem der Campgrounds zu fahren um dort unseren gewohnten Tisch mit Bank vorzufinden. Dort kommen wir auch zu frischem Wasser, was in Las Vegas nur gegen Geld zu haben war. Die Butter ist wieder einmal flüssig und ranzig geworden, sonst geht’s aber prima.
Von hier oben sieht man zwischen den Bäumen hinunter über das weite Trockental, in dem der Interstate 95 verläuft, über Salzseen und einige aus den Sanddünen ragende Felsberge. Die Wüste ist kunterbunt, ein Fleckerlteppich aus verschieden gefärbten Gesteinen. Nach dem Frühstück und einmal ordentlich durchatmen müssen wir wieder hinunter in die Hitze.
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