Mit dem Camper freie Stellplätze finden

Thema: vom Lieferwagen zum Camper.


Unter “freien Stellplatz” verstehe ich hier das frei Stehen und Übernachten ausserhalb von Campingplätzen. Zum rechtlichen Aspekt siehe bitte Rechtliches zu frei Stehen mit einem Camper.

Es gibt grob betrachtet drei mögliche Ortstypen:

  1. In der Natur, abseits von Lärm und Belästigung.
  2. In Ortschaften in ruhigen Aussenbezirken.
  3. In Ortschaften direkt im Zentrum, in Dörfern direkt am Kirchplatz.

In der Natur frei Stehen

Die Variante 1, also “in der Natur” wird wohl immer die bevorzugte sein, sie ist aber auch die Schwierigste weil man selten alleine ist, das Recht an solchen Stellen selten auf seiner Seite hat, weil sich diese Stellen nur schwierig finden lassen, etc.

Wenn man lärm-unempfindlich ist, hat man generell einen Vorteil, weil freie Parkplätze gibt es immer genug. Das logistische Problem für ruhige Plätzchen: es braucht eine praktikable Zufahrt, einen Platz abseits dieser Zufahrtsstrasse, das ganze möglichst als Sackgasse und weit genug weg von anderen lauten Strassen oder Häusern in Sichtweite.

Diese Art Forst-Sackgassen gibt es, meist steht man dabei dann an einem Wendeplatz oder an einem Holzumschlagplatz. Umgelegt auf das Land sind es eben Schotterstrassen zwischen Feldern oder sonst wo Güterwege die irgendwo holprig enden. Ganz selten sind romatische Ausblicke auf Meer und Sonnenuntergang dabei möglich, aber man kann an solchen Orten ruhig schlafen. Keiner solcher Plätze eignet sich für mehrere Nächte hintereinander, man sollte weiterziehen.

Plätze suchen

Wo finden sich solche Strassen? Meist in der “Pampa” und weit weg von Ortschaften. Im Waldgebiet verzweigen oft Forststrassen an Pässen. An Küsten kann es sich um Zufahrten zu Leuchttürmen sein. Oder bei Zufahrten zu Stränden (dann halt nur in der Nebensaison). Viele dieser kleinen Strassen erkennt man gut im Luftbild (Google Maps und die betreffenden Landesdienste). Mit Street View kann man viele dieser Einfahrten ausfindig machen, in den seltensten Fällen aber bis zu einem potentiellen Stellplatz “hineinschauen”.

Natürlich gibt es eine Vielzahl dieser Art Stellplätze, die meist in der Kategorie “unspektakulär aber bequem” rangieren. Aber auch die “schönen” Plätze lassen sich ebenso finden, siehe den Stellplatz in Sardinien beim Pan di Zucchero.

Rein zufällig lassen sich solche Plätze nur ganz selten finden oder aber man investiert Stunden beim Herumfahren in unbekannten Gebiet. Dem kann man vorbauen, indem man sich eine ungefähre Reiseroute zurechtlegt (das macht man ohnehin meistens) und dabei auch potentielle Punkte ausmacht, wo man sowieso hin will und wo man wahrscheinlich auch einen Platz zum übernachten brauchen wird. In dem Umkreis dieser Plätze kann man im voraus auf Online-Kartendiensten wie Google Maps (mit User-Bildern) und/oder Street View suchen. Pro Ziel suche ich mir zwei bis drei potentielle Stellplätze heraus und übertrage die geographischen Koordinaten auf ein GPS-fähiges Smartphone (mit OSMAnd). Diese Punkte kann ich vor Ort dann anpeilen.

Ist man gezwungen ohne Vorausplanung zu suchen, fängt man damit idealerweise noch bei Tageslicht an. Nachts ist es fast unmöglich gute Stellplätze zu finden. Dann bleiben einem nur solche Orte wie zum Beispiel diese Sackgasse in SchwedenDas Befahren von holprigen Forstwegen ist bei Dunkelheit ebenso nicht wenig riskant.

Orts- und Zeitabhängigkeit

Es macht einen wesentlichen Unterschied, ob man in der toten Saison oder in der touristischen Hauptsaison unterwegs ist. Die italienische Küste ist im Sommer zugepflastert mit Campern und die Verbote werden polizeilich oft durchgesetzt, im Winter hingegen kann man direkt neben den selben Verbotsschildern stehen und es schreit kein Hahn danach. Hier gilt es einfach sein Ziel der Reisezeit (oder umgekehrt) anzupassen. Wir sind am Mittelmeer oft zwischen November und März unterwegs.

Im Winter sollte man auch an den Schnee denken, kleine Zufahrtswege sind nur geräumt, wenn sie zu bewohnten Häusern führen…

Rund um Grossstädte wird man sich immer schwer tun, ebenso im Dunstkreis von grossen Events. Da macht man sich besser auf die Suche nach einem ruhigen, abgelegenen und billigen Campingplatz.

Spezielle Störfaktoren

Weist der Platz eine grössere zerfahrene Fläche auf und liegt frischer Müll herum sollte man in den Ferien und am Wochenende aufpassen. In den südlichen Ländern (Italien, Frankreich, Spanien, aber mittlerweile auch weiter im Norden) pflegt die Jugend sich nachts an solchen Orten zu treffen und mit alten Autos oder Mopeds zu driften. Das ist recht ungemütlich und völlig unabhängig von der Jahreszeit.

Speziell in Italien gibt es noch das Phänomen der nächtlichen Rendezvous im Auto. Diese kommen, parken, die Scheiben beschlagen und nach einiger Zeit fahren sie wieder ab. Es stört nicht unbedingt, kann aber irritieren.

Regen unter Bäumen

Feuchtes Wetter ist nie lustig, aber wenn man unter feien Himmel steht, ist das leichte Prasseln kein Störfaktor beim Schlafen. Anders schaut es schon unter Bäumen aus. Da setzt das Tropfen zwar später ein, es wirkt aber wesentlich länger nach. Zusätzlich fallen wesentlich grössere Tropfen in unregelmässigen Abständen auf das Blech herab. Das ist extrem störend und mir ist es schon passiert, mitten in der Nacht von einem Baum wegzufahren. Das selbe Problem kann auch auf Campingplätzen auftreten.

Man kann das Dach gegen diesen Tropfenlärm nicht akustisch dämmen.

Wind und Sturm

Ein ausgebauter Camper, auch als kleiner Bus, hat locker drei Tonnen und auch ein starker Sturm wird das Fahrzeug nicht umhauen. Aber es Wackelt permanent und die Radfederungen schwingen nach..Will man bei Sturm aber im Fahrzeug schlafen, sollte man einen ruhigeren Platz suchen (nicht unbedingt im Wald, hier kann Totholz herumfliegen). An Küsten wird man eher weiter ins Innere fahren, im Gebirge von den Pässen runter in die Täler.

Naturgefahren

Siehe den betreffenden Absatz auf der Seite Gefahren beim frei Stehen.

Regelbruch

Wie schon mehrmals angedeutet, ist das Übernachten im Camper ausserhalb von Campingplätzen nicht immer legal. Oft ist man sich über Rechte und Verbote gar nicht im Klaren (weil nicht alles ausgeschildert ist), oft landet man einfach irgendwo müde von der Fahrt und hat gar keine Zeit und Energie weiterzufahren und zu suchen.

Aufgefordert zum gehen/fahren kann man effektiv nur durch Polizeigewalt werden, es ist auch die einzige die Strafen einheben darf. Polizeigewalt haben in manchen Ländern auch spezielle Forstbedienstete (Forstwacht). Alle anderen Organe können höflich auffordern, aber nicht zwingen. Diese können aber später mit der Polizei vorbeikommen. Ausser in stark touristischen Gegenden wird der Fall so selten auftreten, dass die Organe nicht einmal die passende Strafgebühr kennen. Das heisst, man wird in der Regel wegkomplementiert, oft noch mit Tipps und Hinweisen wo man hinfahren kann wenn kein Campingplatz in der Nähe ist.

Noch besser kommt man weg, wenn man im Ausland unterwegs ist, also mit ausländischen Kennzeichen. Da geniesst man etwas den “Deppenschutz”, es wird einem eher verziehen nicht alle lokalen Gesetzte und nicht alle Verbotstafeln genau zu kennen.

Mitten in der Nacht wird man selten belangt werden, ausser man lärmt oder steht jemanden effektiv im Weg. An üblichen Plätzen, die aber offiziell verboten sind, dreht die örtliche Polizei ihre Runden meist am Abend vor der Dämmerung. Stehen dort viele Camper kann es ungemütlich werden, ist man alleine kann es durchaus sein, dass man nur höflich gegrüsst wird. Es kommt immer auf die Masse an, Camper-Ansammlungen sollte man immer meiden. Kassierwütige Gemeinden haben eine andere schizophrene Methode: sie lassen einem Schlafen, strafen aber am folgenden Morgen früh und konsequent ab.

Der Strafbetrag in Euro hängt immer von der Verordnung ab, die zur Anwendung kommt. Am teuersten sind französische Küstengemeinden, hier können ca. EUR80 schlagend werden. Dafür muss man aber effektiv im sichtbaren Verbot stehen. Es gibt leidige Diskussionen darüber, was ein rechtlich haltbares Verbot ist.

Mit ein wenig Umsicht kann man lange Jahre vermeiden Strafen zu zahlen. Ich bin seit nun (2017) seit mehr als sieben Jahren mit dem ausgebauten Trafic unterwegs, übernachte rund 20 Mal pro Jahr “wild” und wurde  bis jetzt weder weder aufgefordert wegzufahren, noch musste ich irgendwelche Strafen zahlen. Ich muss aber dazu sagen, dass ich recht pingelig in der Standortwahl bin…

In Ortschaften in ruhigen Aussenbezirken

In Wohnvierteln stehen oft diskret ausgebaute Transporter, meist ohne Fenster und sichtbaren Lüftungsgittern. Wenn man es darauf anlegt, so wenig aufzufallen, dann ist das praktikabel, sonst eher nicht.

Eine Ausnahme bilden Villen-Gegenden, die in der Nebensaison leer stehen. Zu dieser Zeit findet man aber auch an schöneren Stellen Möglichkeiten.

Ein Problem ergibt sich im Stadtbereich bei Camper-Ausbauten ohne Klo.

Direkt “am Kirchplatz” stehen

Die Methode hat einen entscheidenden Vorteil, man muss nicht lange Suchen, in den meisten Dörfern ist bei der Kirche oder beim Friedhof Platz der nachts ungenutzt ist. Hier kann es auch verhältnismässig ruhig sein, bei Friedhöfen gibt es oft auch Wasser und manchmal sogar ein Klo.

Es braucht jedoch eine gewisse Überwindung einfach so zu übernachten, auch in Ländern wo es erlaubt oder toleriert ist. Irgendwer wird einem immer dabei zuschauen. Selbes Problem mit dem Klogehen wie oben.


Unser Trafic am Strand Sfinale

Unser Trafic am Strand Sfinale vor Sonnenaufgang

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